Hallo, wir haben letzten Samstag einen Boxer Mischling aus dem Tierschutz in Spanien aufgenommen. Er ist 7 Monate alt und ein Rüde. Zu Hause, mit mir und meinem Sohn, gewöhnt er sich mittlerweile ganz gut ein und macht kleine aber gute Fortschritte. Allerdings ist das Gassi gehen mit ihm extrem problematisch. Er ist total ängstlich und sobald ich ihm die Leine anlege bockt er. Es ist dann fast unmöglich, ihn überhaupt aus der Haustür heraus zu bekommen. Sobald wir draußen sind klemmt er den Schwanz ein und ist immer auf der Lauer. Teilweise zittert er auch. Sobald er etwas hört oder sieht will er am liebsten abhauen. Während wir draußen sind ist er so aufgeregt, dass er vergisst, sein Geschäft zu verrichten. Ich gehe mittlerweile nur noch mit ihm auf eine kleine Wiese vor der Haustür, etwas abseits. Auf dieser sind nicht so viele Menschen und Hunde unterwegs und er macht dort mittlerweile sein Geschäft, ist aber dennoch sehr angespannt. Ich habe das Gefühl mit jedem Gassi gehen bekomme ich ihn schwerer aus der Tür. Alle bisherigen Tipps haben nicht funktioniert und ich kann ihn mit nichts zum raus gehen motivieren. Auch in der Wohnung bewegt er sich nur wenn ich allein im Raum bin und kein anderer. Manchmal muss auch ich erst aus dem Raum raus bevor er zu seinem Trinknapf o.ä. Läuft. Zu Hause schläft er fast den ganzen Tag. Wie kann ich das raus gehen mit ihm Desensibilisieren? Für Tipps wäre ich sehr dankbar.
Ist wirklich schon alles Wichtige gesagt, ich möchte nur noch eins zu bedenken geben: Wenn er wirklich so ängstlich ist, kann es notwendig sein, noch kleinschrittiger vorzugehen. Ich würde dann zum Beispiel die Leine, so, dass er es auch sieht, einfach irgendwo in den Raum legen, paar Leckerlies dazu, gar nichts sagen und weg gehen. Er wird dann schon gucken gehen. Oder, bevor du mit ihm in der Wohnung "spazieren" gehst, wie Christina sagte, einfach nur mal Leine dran, Leckerlie geben und Leine wieder ab. Wenn du das einen Tag lang zwanzig mal gemacht hast, wird es für ihn schon weniger schlimm sein. Und gib ihm einfach Zeit. Ist ja nichtmal eine Woche. Wir hatten mal einen Pflegehund, der lag 4 Wochen nur in einer Ecke, bis er gemerkt hat, hey, die tun mir wirklich nichts. Achso, eins vielleicht noch ganz wichtig: Versuch, ihn nicht anzusehen. Setz dich nie direkt vor ihn, sondern immer auf Abstand mit dem Rücken zu ihm. Geh nicht gerade auf ihn zu, wenn du ihn anleinst. Das fällt uns Menschen mega schwer, aber wirkt auf die Hunde total deeskalierend.
Vielen vielen Dank! keine anlegen macht er ohne Probleme mit, nur das losgehen und jede Türschwelle sind problematisch. Ich möchte mich nur frühzeitig richtig informieren, wie ich ihm die beste Unterstützung geben kann und wie Tipps sind da eine große Hilfe 🙂 ich werde das "Leinentraining" auf jeden Fall heute beginnen
Gerne. Halt uns mal auf dem Laufenden. 😇
Es ist alles wichtige gesagt. Doch eins möchte ich dir noch sagen was dir vielleicht auch Hoffnung macht. Ich habe meine Hündin auch den Tierschutz. Sie hatte keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber eben auch nichts kennengelernt. In der Wohnung war sie ziemlich schnell entspannt. Ich hab die ersten Nächte bei ihr im Wohnzimmer geschlafen. Aber wehe wenn ich mit ihr raus wollte. Das war ein Drama. Sie wollte die Wohnung nicht verlassen. Wenn ich sie dann endlich draußen hatte stand sie dort wie eine grasende Kuh🙈. Ich hab mir nahezu jeden Meter erarbeiten müssen. Gott sei dank ist sie ein neugieriger Hund und nsch und nach konnte ich sie mit Blättern, kleinen Ästen oder ähnliches locken. Es hat fast 3 Monate gedauert bis sie Spaziergänge anfing zu genießen und verstanden hatte, das ihr nichts passiert und wir immer wieder nach Hause zurückgehen. Auch wenn es manchmal schwer fällt.....das wichtigste ist Geduld Geduld Geduld. Der Hund braucht Zeit richtig anzukommen. Bei manchen dauert es länger als bei anderen. Rituale geben ihm Sicherheit.Bloß nichts erzwingen. Wenn die Phase des wirklichen Ankommens erreicht ist, werdet ihr stolz und glücklich sein. Ich wünsche euch Glück und Erfolg. Und wie hier schon geschrieben wurde...bitte unbedingt ein Sicherheitsgeschirr. Wenn ein Hund in Panik gerät befreit er sich so ziemlich aus allem. Ein Halsband ist allenfalls gut dafür die Telefonnummer einzugravieren. Wenn ein Angsthund wegläuft ist das eine Katastrophe.
Vielen Dank! Der Text hilft mir sehr, denn du beschreibst genau dieselben Probleme die ich habe. Das macht mir wirklich Hoffnung, denn soweit ich weiß hat er sich nichts Schlimmes erlebt, wobei man das nicht ganz genau sagen kann. Hat sie denn auch schon drinnen gebockt und es war schwer sie überhaupt durch die Tür zu bekommen oder fing es bei ihr erst draußen an? Falls ja, wie genau hast du sie dann nach draußen bekommen? an die Leine gewöhnen habe ich verstanden aber er muss ja trotzdem bis dahin mal raus und überhaupt über die Tür Schwelle zu kommen ist ein großer Akt, zumal ich ihn auch nicht tragen kann. Es fällt mir schwer Routine in die Ausgänge zu bringen, wenn ich nie weiß wann ich mit dem Hund raus komme. Ich habe alle Zeit der Welt, darum geht es nicht aber ich will ihm ja die Regelmäßigkeit bieten.
Hallo, tatsächlich hatte auch ich das Problem schon in der Wohnung. Wenn sie die Leine sah war sie weg. Ich sage dir gern wie ich vorgegangen bin und was ich denke. Als erstes, wie schon gesagt, baut Bindung zueinander auf. Setz dich zu ihm mit respektvollem Abstand und erzähl im was, krabbel ihn, wenn er das zulässt. täglich immer wieder ein paar Minuten. Ganz ganz wichtig...bewegt euch in der Wohnung alle so wie ihr es auch vorher getan habt. Der Hund muss lernen sich an euren Lebensrhythmus zu gewöhnen. Wenn du alles von ihm fernhälst, verschlimmerst du die Situation. Er kann nur im normalen Leben ankommen wenn er es auch mit euch leben darf. Zieh im ein Sicherheitsgeschirr an und lass es am Hund solange bis das mit dem rausgehen klappt. leg die Leine in seine Nähe und lass sie dort liegen. Wichtig...DU sagst wann ihr raus geht...nicht der Hund. Auch das ist wichtig für den Hund . Je besser er sich sm dir orientieren kann, desto sicherer wird er werden. Dazu gehören unbedingt regelmäßige Gewohnheiten. Leine ihn zwischendurch mal an und geh eine Runde durch die Wohnung. Danach mal leckerchen rein damit er seine Leine auch mal positiv verknüpft. Wenn du nun zu bestimmten Zeiten raus gehst und er such sträubt, bleibt dir nichts anderes als ihn am Geschirr zu halten und Stufe für Stufe mit ihm zu gehen. Bitte nicht an der Leine runterziehen. Ermutige ihn Stufe für Stufe und lobe ihn für jede Stufe. Wenn ihr draußen angekommen seid und der Hund gut gesichert ist geh mit ganz kleinen Schritten los. WICHTIG....sei ruhig und gelassen. Der Hund merkt sofort wenn du gestresst bist und will dann nur noch weg. Bitte am Anfang keine anderen Hundebesitzer oder Nachbarn ranlassen mit ihrem....oh ist der süß....ja komm doch mal her....🙈Bloß das nicht. Keine Rücksicht auf Leute nehmen die das nicht verstehen. soziale Kontakte kann er knüpfen, wenn er Das Draußen nicht mehr fürchtet. Mach kleine und dafür lieber mehrere Spaziergänge. Wenn er ein Spielzeug hat nimm es mit. Das er auch draußen positives verknüpft. Oder ein Futterbeutel mit Fleischwurst in Würfel geschnitten vor die Nase halten. Arbeite auch in der Wohnung an seinem Selbstbewußtsein. Ein Schnüffekissen mit Leckerchen oder ein kleiner Karton mit zusammen geknülltem Papier wo er Leckerchen raussuchen muss. Viel mit beschäftigen dass er eine richtig gute Beziehung zu dir bekommt. Er muss sich auf dich verlassen. Dann hast du gewonnen. Nur wenn du souverän bist, kannst du ihn durch alle Situationen führen, weil er dir vertraut. Und nochmal....ganz wichtig....Du sagst wann es nach draußen geht und bestimmst den Tagesablauf. Rücksicht auf seine Ängste nehmen ist ok, aber darauf eingehen wäre ein fataler Fehler. Auch wichtig.....vorerst gehst nur du mit dem Hund. Nur ein Mensch der ihm beibringt das draußen alles ok ist. Ich hoffe ich konnte dir einiges vermitteln. Wie gesagt, ich hab fast 3 Monate gebraucht. Heute kommt sie freudig angerannt wenn ich ihre Leine nehme. Ihr schafft das.Melde dich gern und lass mich teilhaben an euren Fortschritten. 😉
Danke, das sind wirklich sehr hilfreiche Tipps! Tatsächlich mache ich es schon genauso, war aber etwas verunsichert weil ich das Gefühl habe wir machen immer einen Schritt vor und zwei zurück aber jetzt bin ich beruhigt. 🙂
Wenn es mal Rückschritte gibt...nicht entmutigen lassen. Sicher hat der Arme nichts kennengelernt. Gott sei dank ist er noch jung und bekommt von dir die Chance alles kennenzulernen.
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