Stefanie
5.2.2024 um 19:03Uhr

Zwischen Spiel und Aggression?

Hallo! Meine Hündin Maja ist vor drei Wochen aus Rumänien zu mir gekommen. Sie ist 11 Monate alt und kastriert. Maja ist mir und meiner Familie schon sehr zutraulich gegenüber und macht unserem Kater Freddy ununterbrochen Spielangebote. Ihm wird das manchmal etwas viel… das auch nur um zu beschreiben wie sie mit uns und anderen Tieren ist. Draußen begegnen wir natürlich ab und zu fremden Hunden. Und da zeigt Maja ein für mich widersprüchliches Verhalten. Sie schwankt zwischen Knurren bis Zähne fletschen und Spielangeboten… kann das an der Leine liegen, die sie begrenzt? Wie kann ich ihr die Angst (die wahrscheinlich hinter dem Fletschen steckt) nehmen? Spielt die frühe Kastration eine Rolle dabei? Danke schon mal und liebe Grüße!

Alle Antworten
6
Katharina
6.2.2024 um 06:17Uhr

Hi Stefanie, Thelma ist aus Bulgarien, auch 11 Monate und jetzt 7 Wochen bei mir. Sie zeigt tatsächlich heute noch Ähnliches Verhalten, die "eskalierenden" Spaziergangssituationen sind aber schon deutlich weniger geworden. Als Hundeneuling (habe mich aber schon extrem viel mit den verschiedenen Themen beschäftigt) würde ich die Behauptung aufstellen, dass viele solche Verhaltensweisen eine Art Übersprungshandlung sind. Du solltest als diejenige, die die Leine hat, klare Vorgaben machen. Darf sie nun mit dem anderen Hund in Kontakt oder nicht? Kannst Du ihr die Möglichkeit geben in kontrollierter Umgebung mal Zugang zu Artgenossen zu gewähren (eingezäuntes Gelände und Schleppleine)? Ich hab mir Thelma erst mal in solchen kontrollierten Situationen mit anderen Hunden angeschaut und konnte feststellen, wie sie da reagiert. Die meisten Straßenhunde sind ja mit Artgenossen gut sozialisiert durch ihre Erfahrungen. Auf Spaziergängen entscheide ich dann: Kenne ich einen Halter/Hund, kann ich die Situation gut einschätzen und bewerte sie positiv, dann darf Thelma auch "Guten Tag" sagen. Ich halte also an, auf Abstand, kläre mit dem anderen Halter kurz, ob genug Zeit ist und gebe ihr dann viel Leine (3m). So kann sie zurück, wenn ihr nicht wohl ist, hat aber auch den Spielraum, hinzugehen. Je nachdem wie freundlich der Kontakt dann ist, ob Du den anderen Hund begrüßen kannst, usw. entscheidet sich die Situation dann weiter. Die Doggos entscheiden hier nur, ob sie die Situation gemeinsam positiv nutzen, spielen und schnuppern oder sie bleiben eben nach dem ersten Abchecken auf Abstand. Ist ja auch in Ordnung. Thelma ist im Allgemeinen eher unterwürfig unterwegs, daher gehe ich Situationen, in denen sich der andere Hund schon mit gestählter Brust und höchstangespannt in die Leine stellt, einfach aus dem Weg. Maja wird auch durch Euer übriges Training zu Hause immer weiter Vertrauen zu Dir/Euch gewinnen und klare Entscheidungen auf den Spaziergängen dann auch zuverlässiger mittragen. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen: War ich bei einer Begegnung angespannt, war sie es auch. Gehe ich entspannt und ruhig in die Situation (wenn ich mein Gegenüber zum Beispiel gut kenne) ist auch für Thelma nach wenigen Sekunden/Minuten alles "ok" oder sogar sehr angenehm. Liebe Grüße und weiterhin schönes Kennenlernen! Egal wie anstrengend diese erste Zeit ist, sie ist auch sooo schön, weil man sooo viel Liebe zurückbekommt 🥰

Katharina
6.2.2024 um 06:23Uhr

Ich hab ehrlicherweise zu Beginn auch gedacht, sie müsse mit jedem anderen Hund, der uns entgegen kommt, gut klarkommen. Ob das jetzt ein "Interessiert mich nicht, gehen wir weiter" oder ein "Au ja spielen!" ist. Ist aber Quatsch. Du unterhältst Dich ja auch nicht mit jedem, der Dir auf der Straße begegnet 😅 Man kann also auch einfach mal vorbeigehen, ob die Hunde das nun gut finden oder nicht. Du führst ja. Dein Kind darf ja auch nicht alles, deswegen liebt es Dich aber nicht weniger. Liebe Grüße, Katharina

Nadine
6.2.2024 um 07:52Uhr

Hallo, da Maja noch recht jung ist und aus Rumänien kommt, solltest du davon ausgehen, dass sie eher schlecht sozialisiert ist. Katharina hat recht, Straßenhunde sind in der Regel gut sozialisiert und sogar höflicher in Hundebegegnungen. Sie wollen mit den meisten Hunden gar keinen Kontakt und preschen auch nicht so voran in den anderen Hund rein, wie viele „gut“ sozialisierte Hunde vom Züchter. Da Maja aber recht jung ist, solltest du eher davon ausgehen, dass sie nicht lange auf der Straße gelebt hat, sondern den überwiegenden Teil ihres Lebens im Schelter verbracht hat. Im schlechtesten Fall ist sie sogar dort geboren oder kurz nach der Geburt gelandet. Das ist das Schicksal der meisten Welpen/Junghunde aus dem Tierschutz. Was heißt das jetzt für euch? Sie weiß schlicht nicht, wie sie sich in Hundebegegnungen verhalten soll und ist völlig überfordert. Dazu passt auch das geschilderte Verhalten. Bitte keinen Kontakt an der Leine. Sucht euch ein paar Hunde, die wirklich gut kommunizieren und von denen Maja auch was lernen kann und lasst sie ohne Leine in einem abgegrenzten Bereich zusammen. Wichtig ist aber, dass ihr ihr die Kontakte nicht aufzwingt, vielleicht ist sie am Ende auch einfach mit euch und Kater Freddy glücklich und will keine Hundekontakte, das ist auch in Ordnung.

Stefanie
6.2.2024 um 08:43Uhr

Danke für eure Antworten. Maja war 5-6 Monate mit ihrer Familie auf der Straße. Danach bei einer Tierschützerin im Shelter. Ich finde die Idee gut, sie kontrolliert mit anderen Hunden zusammen zu lassen. Ich kann ihr auch schon besser klar zu verstehen geben, dass nicht gestänkert wird und wir gehen als zu Anfang. Ein Hund wohnt nebenan und da wäre es schön, wenn die beiden irgendwann klar kämen. Außerdem ist sie halt wirklich verspielt und ich habe das Gefühl sie würde auch gerne spielen, nur natürlich bin ich durch dieses widersprüchliche Verhalten auch verunsichert. Das spürt sie natürlich. Ich werde jetzt erstmal den Hundekontakt an der Leine meiden und das mit der kontrollierten Umgebung (Hundeschule) probieren.

Katharina
23.2.2024 um 07:56Uhr

Liebe Stefanie, wir hatten und haben das Thema mit Naima auch, seit sie bei uns ist. Sie kommt aus Griechenland und hat immer in Hundegruppen gelebt. ohne Leine sind Kontakte für sie überhaupt kein Problem - außer dass sie ab und an Schutz/Hilfe braucht, aber sie verhält sich sehr höflich und zurückhaltend. Mit kurzer Leine musste sie jeden verbellen. Wir haben dann direkt 3 Wochen nach ihrer Ankunft bei uns mit einer Hundetrainerin zusammengearbeitet. Die hat uns den Tipp gegeben, die Leine erstmal locker zu lassen und so nicht noch mehr Druck in der Situation aufzubauen. Weil Naima Leineführigkeit ja auch noch gar nicht kannte. Eine etwas längere Leine hat dann schon sehr gut geholfen. Ich weiß aber, dass das nicht immer möglich ist. Wir wohnen mitten in der Stadt und da muss sie manchmal eng bei mir bleiben, weil es sonst mit Autos und anderen Verkehrsteilnehmern einfach gefährlich wird. In der Zeit haben wir dann versucht solche Hundebegegnungen zu umgehen. gleichzeitig haben wir die Leinenführigkeit aufgebaut und sind dann recht bald bei Social Walks mitgegangen. Das kann ich sehr empfehlen für dieses Problem. Die Hunde lerne an lockerer, kurzer Leine in einer großen Hundegruppe ohne Kontakt mitzulaufen. Wir durften sogar schon mitlaufen ohne dass Naima perfekt leinenführig war. Ich glaube, für sie war es auch eine sehr gute Erfahrung in einer Gruppe unterwegs zu sein und trotzdem ihren engen Nahbereich geschützt zu wissen. Kein Hund und auch kein Mensch rennt einfach in sie rein, dafür sogar wir. und genau das erfährt sie da. Wir gehen jetzt einmal die Woche zu einem angeleiteten Social walk - meist mit ca. 10 anderen Hunden, die ganz unterschiedlich sind. So lernt sie auch Hunde mit Maulkorb, Hunde mit Rollstuhl usw. kennen. wenn es sowas bei dir in der Nähe gibt, kann ich es nur wärmstens empfehlen. Das zweite Thema bei uns war Grenzen setzen. Auch wenn der Hund aus Angst/Unsicherheit reagiert, darf man hier nicht zu viel Mitleid haben. zumindest war das bei uns so. Ich führe den Hund und er kann mir vertrauen, dass ich die beste Entscheidung für uns treffe und ich (noch mehr als mein Partner) musste da lernen ihr auch ihre Grenzen aufzuzeigen, anstatt Mitleid mit ihrer Unsicherheit oder Vergangenheit zu haben. Unsere Hundetrainerin sagt, Hunde leben im Hier und Jetzt - nicht zu viel über die Vergangenheit nachdenken, auch wenn der Hund da unschöne Erfahrungen gemacht hat. Jetzt manage ich das und ich achte darauf, dass niemand unsere Grenzen überschreitet. Naima fällt auch immer mal wieder in ihr altes Verhalten, aber es wird weniger und wir lernen sie natürlich auch immer besser kennen, so dass wir schon sehr früh begrenzen können oder sie einfach aus der Situation rausholen (z.B. durch umdrehen oder einparken am Wegrand), wenn ich merke, dass es zu eng für uns wird in einer Begegnung. ah und auch noch ein kleiner Tipp: Naima hilft es sehr, wenn sie warten muss, dass ein anderer Hund vorbei geht, dass sie dann etwas erhöht sitzt. Sie mag das grundsätzlich gerne, weil ihr Überblick, glaube ich, Sicherheit gibt. wenn es die Möglichkeit gibt und ein Hund entgegen kommt, lass ich sie gerne auf einen großen Stein springen und dort sitzen und warten. alternativ geht auch eine kleine Wand, Bank usw. vielleicht hilft dir ja etwas davon! liebe Grüße Katharina

Stefanie
14.3.2024 um 21:23Uhr

Hi Katharina, danke für deine Antwort. Leider jetzt erst gesehen… Leider hilft bei Maja auch eine lockere Leine nicht - oder es liegt daran, dass ich verkrampfe wenn ein anderer Hund unerwartet und ohne Leine zu uns kommt. Maja schnappt die dann weg d.h. sie berührt sie kaum aber schnappt. Bisher haben die anderen dann das weite gesucht. Waren auch nur 3 Situationen bisher. Einmal waren wir in einer Hundeschule. Da hat es einigermaßen gut funktioniert. Ich werde das auch wieder machen. Habe gemerkt, dass es gut war für Maja anderen Hunden zu begegnen. Das mit der Erhöhung merk ich mir. Vielleicht nützt es ja mal etwas. Danke auf jeden Fall!

Schreibe eine Antwort...

Antwort abschicken
Weitere Kategorien