Jens
19.7.2023 um 12:41Uhr

rüde

pöbelt

unkastrierte

Rüde pöbelt unkastrierte Rüden an

Mein Hund ist jetzt knapp 16 Monate alt. Vor 1,5 Monaten fing er an alle unkastrierten Rüden anzupöbeln, sein Fell ist gesträubt, er hängt in der Leine. In der Hundeschule zeigt er das Verhalten bisher nicht. Die Trainerin meint ich sollte über Kastration nachdenken. Warum zeigt er das unerwünschte Verhalten in der Hundeschule nicht? Würde in der Situation eine Kastration Sinn machen? Wie kann ich ( nicht in der konkreten Situation) das Verhalten nachhaltig ändern? Hat jmd. Erfahrungen?

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Manuela
19.7.2023 um 14:15Uhr

Kastration ohne medizinischen Grund ist laut Tierschutzgesetz verboten, Pöbeln ist natürlich kein medizinischer Grund. Soweit die Rechtslage, die deine Trainerin eigentlich kennen sollte. Eine Kastration ändert erstmal kein Verhalten, im Gegenteil dadurch dass dem Hund das Testosteron geraubt wird, hat das Stresshormon Cortisol freie Bahn, was stressige Situationen für den Hund schlimmer macht. Kastrierst du zu früh - bevor er erwachsen ist, bleibt der Hund auch für immer in der Pupertät, das will man ja auch nicht haben. Das Problem kannst du nur erzieherisch lösen. Erstmal würde ich direkten Kontakt zu fremden Rüden meiden, er soll ja nicht noch darin bestärkt werden, dass er sich mit jedem messen muss. Die , wo es klappt, ausgenommen. Dann würde ich schon rechtzeitig auf die Kommunikation der Hunde achten. Es kann durchaus sein, dass die anderen Rüden deinen anstacheln. Siehst du das, nimm ihn aus der „ Schusslinie“, auf die abgewandte Seite leicht hinter dich. Das kann man auch präventiv bei allen Hunden machen, dann wird es für deinen selbstverständlich. Wichtig ist selbst ruhig bleiben, nicht schimpfen und nicht von der Energie anstecken lassen, sonst feuert ihn das nur an. Versuch mit genug Abstand im Bogen vorbei zu gehen, das unterbindet auch ganz natürlich das Fixieren. Wir haben auch so 1…2 Erzfeinde, wo der Bogen recht groß sein muss, ansonsten klappt das aber recht gut.

Jens
19.7.2023 um 16:13Uhr

sexualhormon bedingte aggression ist ein kastrationsgrund aus medizinischer sicht und auch der häufigste grund.

Manuela
19.7.2023 um 18:24Uhr

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951 hier ist ein fachlich sehr guter Artikel zum Thema, es stimmt, dass hormonell bedingte Aggression in der Vergangenheit ein häufiger Kastrationsgrund war, es gibt aber aktuell eine neue Datenlage, die die Kadtration generell kritischer sieht und nach der die Nachteile die Vorteile weit überwiegen bzw. die früher genannten Vorteile nicht mehr nachweisbar sind.

Jens
19.7.2023 um 18:27Uhr

danke, werde es mir durchlesen

Manuela
19.7.2023 um 18:28Uhr

Beim Harzer Fuchs würde ich mir das auch dreimal überlegen, die Arbeiten ja gern mit den Zähnen und in hoher Reizlage, die ja durch das Fehlen der Sexualhormone begünstigt wird, werden auch gern vermehrt Zähne eingesetzt. Ich hab jetzt keine Statistik, aber ich würde mal behaupten, es gibt mehr kastriert Füchse mit Beißvorfall als unkastrierte.

Jens
19.7.2023 um 19:14Uhr

danke für die einschätzung

Jens
19.7.2023 um 19:36Uhr

kannst du das mit der hohen Reizlage in Kombination mit den Hormonen mir erklären?

Manuela
19.7.2023 um 19:40Uhr

Cortisol ist das Stresshormon , das bei Stress also hohen Reizlagen ausgeschüttet wird, Testosteron ist der Gegenspieler dazu. Das besetzt salopp gesagt die Rezeptoren, an die auch Cortisol andockt. Damit kann nicht soviel Cortisol „ verwendet“ werden, was den Stress wiederum reduziert und auch dafür sorgt, dass der Cortisolspiegel schneller wieder sinkt.

Jens
19.7.2023 um 20:31Uhr

Aha 1000 Dank. Aber wie ist das wenn der Fuchs nicht zum arbeiten gehalten wird. Also keine hohen Reizlagen auftreten? Ich habe noch Gespräche mit einer Trainerin austehen, die Hütehunde, also Koppelgebrauchshunde ausbildet. Dannach werde ich erst entscheiden.

Manuela
19.7.2023 um 21:02Uhr

Wieso sollen denn ohne Arbeit keine hohen Reizlagen auftreten? Die Füchse, die am Vieh arbeiten , sind doch eher entspannter. Das mit der Trainerin ist eine gute Idee.

Barbara
19.7.2023 um 22:00Uhr

Manuela, Du hast das super gut und sehr kompetent erklärt. Vielen Dank dafür 🙏. Dein Wissen ist echt beeindruckend.. Das musste ich jetzt mal los werden, da ich es nicht als selbstverständlich empfinde , hier eine so ausführliche und fachlich kompetente Antwort zu bekommen . @Jens,

Barbara
19.7.2023 um 22:04Uhr

Jens, bitte nicht falsch verstehen. Für mich sind alle Beiträge von Manuela immer sehr fundiert und verständlich erklärt.

Jens
20.7.2023 um 09:28Uhr

👍

Jenny
22.7.2023 um 04:44Uhr

Hallo Jens Manuela hat ja alles schon wirklich super verständlich erklärt. Ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen weshalb deine Trainerin direkt zur Kastration rät und so etwas macht mich auch sauer. Vor allem mit 16Monaten! Wäre für mich ein Grund mir einen neuen Trainer zu suchen. Mit dieser Aussage macht sie es sich ziemlich einfach und wirkt auf mich unkompetent. Dein Hund steckt mitten in der Pubertät und klar hat er mit Hormonen zu kämpfen,was ja völlig normal ist. Die nächsten Jahre entwickelt sich so viel. Wie Manuela schon geschrieben hat wird dein Hund vom Stand her immer in der Pubertät bleiben,wenn er so jung kastriert wird. Vor allem ersetzt eine Kastration keine Erziehung.Es kann sogar sein,dass das Verhalten anschließend noch schlimmer wird,gerade wenn dein Hund sich aus der Unsicherheit heraus so verhält. Wichtig wäre zu schauen warum dein Hund so reagiert und daran zu arbeiten. Das heißt der/die Trainerin kommt zu euch nach Hause schaut sich alles genau an. Wo der Hund frisst, schläft, welche Regeln und Grenzen gibt es, darf der Hund in jeden Raum,wie viel Ruhe hat der Hund,wie geht ihr aus der Haustür raus,wie führt ihr den Hund,uvm. Danach begleitet sie euch auf dem Spaziergang,schaut sich genau an wie euer Hund und auch ihr reagiert,rein körpersprachlich. Es bringt langfristig nichts nur an dem einen "Problem" zu arbeiten,sondern man muss das Große Ganze betrachten. Es spielen immer mehrere Faktoren für ein Verhalten eine Rolle. Man kann es sich auch gut als Raster vorstellen. Wenn euer Problem bei Punkt 5 besteht,muss nach Punkten 1-4 geschaut werden wo Defizite sind . Das alles kann je nach Hund und wie gefestigt das Verhalten bereits ist,sehr lange dauern bis man an sein Ziel kommt. Aber ich bin der Meinung lieber arbeite ich einige Monate, vielleicht sogar Jahre an einem Problem,als meinem Hund so viel zu nehmen,was man definitiv mit einer Kastration macht.

Jens
22.7.2023 um 07:47Uhr

danke für die antwort!

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