Hallo zusammen, mein Piet, Rhodesian Ridgeback, bald 16 Monate alt, war immer ein sehr freundlicher Hund im Umgang mit Artgenossen. Leider hat er das Nachsetzen bei Rehen für sich entdeckt und da es bei uns so viele davon gibt, muss er jetzt an der Leine bleiben. Blöderweise wird er - wahrscheinlich deshalb - nun zum Pöbler an der Leine. Nicht bei allen Hunden, aber für meinen Geschmack zu oft. Ich frage mich, ob er damit wieder aufhören wird, oder ob sein Sozialverhalten jetzt flöten geht... Was meint ihr dazu? Es gibt hier nur eine Möglichkeit, Hunde geschützt frei laufen zu lassen - aber da ist es verboten ( muss man gut aufpassen, dass man nicht erwischt wird).
Hallo Susanne, dein Hund ist mitten in der Pubertät, da kann es natürlich so Phasen geben und er den ein oder anderen Rüden jetzt auch als Konkurrenten entdecken. Das mit der Leinenpöbelei bekommt man hin. Damit ich hier jetzt keine falschen Behauptungen aufstelle: 1. War er denn vorher immer ohne Leine unterwegs? 2. Durfte er zu jedem Hund hin? 3. Was machst du, wenn er an der Leine pöbelt? 4. Gibt es Leinenkontakt? 5. Kennt er Impulskontrolle und Frustrationstoleranz?
zu1. Er lief meistens frei 2. Nein, aber zu den meisten. Ich hab das immer mit den Leuten geklärt, ob Kontakt ok ist 3. Ich versuche, es von vornherein zu vermeiden, indem ich für mehr Abstand Sorge und das "ruhige Betrachten" mit Belohnung bei entspanntem Verhalten übe. Wenn das nicht klappt und er Pöbel, halte ich ihn an der Leine zurück und weise ihn deutlich zurecht. Das versteht er auch, denke ich, denn dann läuft er erstmal top an der Leine weiter 4. Nur, wenn es ein Kumpel von ihm ist. Dann lasse ich die Leine los und die beiden kurz umeinander rumhopsen 5. Ja, kennt er. Klappt mal besser und mal schlechter.
Danke, dann passt meine Vermutung. Sobald Hunde in der Nähe sind, hat er eine ziemliche Erwartungshaltung dorthin zu müssen. „Pöbler“ war dein Hund schon vorher, nur anders. Die meisten Hundebegegnungen im Freilauf sind gar nicht so nett, wie wir meinen. Da werden häufig einfach nur Grenzen abgesteckt und kleinere Konflikte ausgetragen. Du selbst unterscheidest ja auch zwischen Hundefreunden und anderen Hunden. Zu den Freunden lässt du deinen Hund hin und dafür die Leine los, zu den anderen nicht. Vorher hast du deinen Hund aber auch zu diversen Nicht-Freunden gelassen. Dadurch hast du unbewusst deinem Hund die Verantwortung übertragen, die Situation mit Nicht-Freunden alleine zu regeln. Das will er jetzt an der Leine auch machen, kann er aber nicht, da du ihn durch die Leine einschränkst. Durch die Einschränkung pöbelt er jetzt deutlich auf Distanz. Vorher war das einfach nur subtiler und unterschwelliger in der Körpersprache und der direkteren Kommunikation versteckt. Dadurch prallen bei euch tatsächlich 2 Sachen aufeinander: Pubertät und die Erwartung, die Situation für dich klären zu müssen. Das Gute ist, ihr könnt das gemeinsam lernen Hundebegegnungen besser zu managen und damit auch das Pöbeln wieder abzustellen. Sein Sozialverhalten geht nicht flöten, eigentlich wird das eher verbessert. Arbeite an der Leinenführigkeit. Das heißt, der Fokus soll bei dir sein. Sowohl an der kurzen Leine als auch an der Schleppleine. An der Schleppleine Stichwort Radiustraining. Dann wird das mit den Rehen im Idealfall auch besser. Dann entscheidest du absofort, zu welchem Hund er darf und zu welchem nicht. Und zwar nur noch zu Freunden und am besten auch irgendwo, wo es ohne Leine geht. Alternativ kannst du dich auch mit anderen Hundehaltern verabreden und gemeinsam an der Leine Gassi gehen. Das reicht deinem Hund auch an Sozialkontakt. Es muss nicht der körperliche, direkte Kontakt sein. Wenn dein Hund pöbelt, „bestrafe“ ihn bitte nicht. Er macht nichts falsch, denn du hast ihm das so beigebracht. Die Strategie Abstand ist erstmal super. Kein ruhiges Betrachten lassen, also kein auf Distanz den anderen Hund anstarren im Sitz, Stehen oder Lauerstellung, sondern entweder souverän weitergehen und Abstand aufbauen oder im Zweifelsfall körpersprachlich korrigieren. Das heißt, du zwischen den Hunden, deinen Hund zurückschicken/blocken. Belohnt wird, wenn der andere Hund zwar da ist, zur Kenntnis genommen wurde, aber der Fokus bei dir ist. Daraus kannst du dann für den Freilauf an der Schleppleine nämlich aufbauen, dass er bei der Sichtung eines anderen Hundes bei dir nachfragt, ob er dorthin darf/soll oder eben einfach weiter bei dir mitläuft ohne direkten Kontakt. Dann kannst du ihn auch leichter abrufen. Im Idealfall hilft dir das auch fürs Antijagd-Training, zum Beispiel Fährte gewittert und du wirst gefragt, ob die Spur verfolgt wird oder nicht. Grundvoraussetzungen an denen du arbeiten solltest: 1. Folus bei dir 2. Rückruf 3. Impulskontrolle Impulskontrolle kannst du auch prima mittels Dummytraining und Anzeigeverhalten weiter festigen. Und eben natürlich über Hundebegegnungen, eventuell auch mit Trainingspartner.
Hallo Nadine, vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen :-).
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