Alice
14.3.2022 um 10:52Uhr

Die verrückten "5 minuten"

Hallo zusammen, ihr kennt sicherlich alle diese verflixten 5 Minuten in denen die Hunde gerade mal total ausrasten. Passiert bei uns meistens nach einem Spatiergang, so wie auch gerade eben. Mailo 6,5 Monate, ein appenzeller, ist generell von der total ängstlichen Sorte und ich glaube für ihn war es gerade schon total aufregend, dass zwei Hunde einfach an uns vorbeigegangen sind. Naja als wir dann rein kamen fing er dann an wie ein bekloppter über Sofa etc zu springen, sich im Kreis zu drehen, im spiel zu knurren und zu meinem Leidwesen an dem Teppich zu zerren, den er eh schon die ganze Zeit immer mal wieder im Auge hat. Ich habe mich also versucht vor ihm aufzubauen und laut Nein gesagt, aber echt keine Chance. Packen lässt er sich auch kaum, er springt dann an mir hoch und will mich beißen. Allerdings nicht bösartig und mit angezogener Handbremse, aber muss ja nun echt nicht sein. Abbruchsignal Stopp sitzt leider noch nicht richtig. Wir sind dran und üben, aber auch da pfeift er natürlich erstmal in dem Moment drauf. Was kann ich tun um ihn zu stoppen und wenn er nun überhaupt nicht hört? Ich hab kein Problem damit, wenn er sich kurz austobt, aber bitte halt den Teppich heile lassen 🤦🏼‍♀️ Hatte es dann doch geschafft ihn einzufangen und in den Nebenraum zum runterkommen zu sperren, aber musste halt etwas grober werden, weil er mich beißen wollte und versuchte sich aus dem halsband zu winden. Das möchte ich eigentlich gar nicht. Wie kann ich am besten reagieren?

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Oles
14.3.2022 um 11:12Uhr

Hallo Alice, auf jeden Fall ist es schon mal sehr gut, dass du ungefähr die Situationen weißt, in denen er seine 5 Minuten hat (in dem Fall nach dem Spaziergang). Am besten lenkst du ihn DAVOR ab, in dem du ihm z.B. einen gefüllten Kong oder einen Kauartikel anbietest. Am besten befestigst du nich eine Hausleine an seinem Geschirr. Wenn es dann doch soweit kommt, dass er so ausrastet, nimmst du ihn einfach an dieser und ignorierst ihn. So bleibt wenigstens der Teppich heile. Wenn es geht, kannst du ihn an der Hausleine auch an seinem Platz anleinen, wenn er den dann nicht zerfetzt. Oder du bringst ihn mal ganz kurz in ein anderes Zimmer, wo nicht viel kaputt gehen kann und machst einen Moment die Tür zu. Wenn er sich beruhigt hat, lässt du ihn kommentarlos wieder zu dir rein.

Nadine
14.3.2022 um 13:26Uhr

Also erstmal die von Ole erwähnte Hausleine ist Pflicht bei euch. Und Ruhe beibringen, ganz viel Ruhe + Ruheübung: Auf die Leine stellen, so dass der Hund sitzen, stehen oder liegen kann, aber sonst nichts. Das kann man wunderbar überall üben. Dann mal zu den ganzen Fragen, die mir sofort durch den Kopf gingen: 1. Seid/wart ihr in einer Hundeschule? Ist er vernünftig sozialisiert worden 2. Was heißt ängstlich, wie zeigt er das, was macht ihr in so einer Situation, in der er Angst hat? 3. Wie lange geht ihr denn Spazieren? 4. Wie habt ihr Stopp aufgebaut? Wie trainiert ihr das? 5. Wie ist denn so ein normaler Tagesablauf bei euch? 7. Thema Beißhemmung? Und dann noch was, wenn er seine 5 Minuten hat, keine Kommandos, bringt eh nichts, da er nicht ausfnahmefähig ist und du nur die Kommandos verschleißt. Da hilft nur zur Ruhe zwingen. Eventuell kannst du ein Entspannungskommando aufbauen.

Alice
14.3.2022 um 14:04Uhr

Also wir haben ihn erst mit 16 Wochen zu uns geholt, eine woche vor Weihnachten, vom Züchter und zu Anfangs war es eine wirkliche Katastrophe mit ihm. Der war so sehr ängstlich, wir konnten mit ihm über wochen tatsächlich nicht mal zur 100 meter entfernten Ecke zum lösen gehen, er wollte einfach immer wieder zurück. Bei Besuch hat er sich verkrochen und ist nicht mehr hervorgekommen, als er dann etwas älter wurde, hat er Besuch teilweise durchgehend über die ganze Dauer angebellt.. Bei anderen Hunden draußen war er erst super ängstlich und wollte sich losreißen und wegrennen, einmal hat er das sogar geschafft und hat sich dann irgendwo unterm baum verkrochen, obwohl der andere hund nur dort angeleint vorbeigegangen ist. Als er dann etwas älter wurde etc. Hat er dann bei allen Hunden die vorbeiliefen sofort die Haare aufgestellt und angebellt. Generell ist er ja sehr bellfreudig aber es wird alles so langsam besser, Besuch wird mittlerweile nur noch einmal kurz angebellt und dann ist auch gut für ihn. Es sei denn der Besuch versucht ihn irgendwie zu streicheln oder anzusprechen. Ich sage es jedesmal vorher, dass der Hund einfach bitte ignoriert werden soll, aber viele meinen dann, wenn er ruhig ist, es doch noch mal probieren zu müssen. 🤦🏼‍♀️ Es sieht dann so aus, dass er bellt, sich langsam nähert zum schnuppern, ängstlich wegspringt, wieder bellt, wieder versuchen zu nähern etc. Er nimmt Leckerli aus der Hand meiner Mutter, lässt sich aber niemals von ihr anfassen. Wir arbeiten ganz langsam dran und er bellt nun auch bei ihr schon gar nicht mehr oder schlägt nur eimmal kurz an, was aber ja auch in Ordnung ist. Aufgrund der Tatsache, dass er so super ängstlich ist und auch bei anderen Hunden total gestresst ist, haben wir ihm erstmal etwas Zeit gelassen, sind auch seit einigen Wochen bei der Hundeschule, allerdings bin ich dort nicht so rechf zufrieden und wir schauen uns nächste Woche eine andere an. Kontakt mit anderen Hunden darf er dort halt auch nicjt haben während der stunden und 1,5 std reines üben empfinde ich als etwas viel. Jetzt war es eine zeitlang so, dass er bei hunden die dann draußen mal schnuppern wollten zweimal sofort geschnappt hat und deshalb habe ich mich dann gar nicht mehr getraut ihn zu anderen zu lassen. Vor zwei Tagen war allerdings meine Cousine mit ihren fast gleichaltrigen Hund da und erst hat Mailo auch nur gebellt und wollte wieder sofort schnappen (aber nicht mal direkt bösartig vom empfinden her) aber wir sind dann gemeinsam etwad gegangen und nach zwei Minuten ging er dann direkt in die Spielstellung und die beiden haben dann echt lange und toll auf dem Feld und bei uns zuhause getobt. Nachbarn haben zwei Hunde, einer davon ist sehr viel und ausdauernd am bellen und mittlerweile schafft er es diesen zu ignorieren und nicht mehr zurück zu bellen. Wenn sie sich am zaun sehen, will Mailo natürlich hin und springt am Zaun hoch, wird aber von den anderen angebellt und geknurrt. Wir arbeiten gerade dran, dass er nicht mehr den Zaun hochspringt und rüberguckt. Klappt teilweise schon ganz gut. Bellen oder knurren tut er nicht mehr bei diesen Hunden. Heute die Hunde waren dann scheinbar wieder zuviel, er wollte nicht weitergehen und hat sich hingesetzt. Es kam von beiden seiten jeweils ein angeleinter hund und er konnte quasi nicht weg . Also habe ich ihn zwischen meine beine gesetzt und die hunde vorbeilaufen lassen und dann mit leckerli und worten gelobt. Das mache ich immer wenn er gut an einem Hund vorbeigeht, Kontakt an der Leine lasse ich bisher nicht zu und auch Menschen dürfen ihn nicht anfassen. Gestern fragten auch wieder Kinder ob sie ihn mal streicheln dürfen,. Spazieren gehen wir tagsüber eigentlich immer mal kurz hier zur ecke zum lösen, einmal am Tag machen wir machen ne große runde und sind dann so 30-40 min unterwegs. Ist aber immer die gleiche bekannte runde. Am Wochenende gehen wir dann schon mal zum see und sind länger unterwegs, gestern auch mal woanders, das hat er super gemeistert. Ansonsten sind wir auch bei guten wetter viel im garten und spielen dort. Stopp benutze ich immer dann, wenn ich zb mit ihm spiele und dann höre ich auf und sage stopp. Er beißt auf keinen Fall richtig zu und auch beim Spielen macht er das nich.

Nadine
14.3.2022 um 21:51Uhr

Danke, dass du so super ausführlich geantwortet hast. Erstmal ja, definitiv andere Hundeschule 90 Minuten ist viel zu lang. Für deinen Hund sind selbst 45 Minuten viel. Dann versuche ich mal zu ordnen, was mir aufgefallen ist … 1. Es wirkt fast so, als ob er sich mit zu Anfang mit seinen Ängsten alleine auseinandersetzen musste oder zumindest den Eindruck bekommen hat, dass er das alleine regeln muss, dazu würde auch das jetzige Bellen, Knurren und Schnappen passen. Das soll jetzt nicht heißen, dass du was falsch gemacht hast, da reicht unter Umständen auch schon die fehlende Bindung zu Anfang. Umso wichtiger ist es, dass du jetzt für ihn da bist, wenn er Angst hat. Zwischen die Beine lassen und Schutz geben ist da ein guter Anfang. Bei den Hundebegegnungen könntest du noch stärker die Führung übernehmen. Nehme ihn hinter dich und bilde so eine echte Barriere zwischen dir und den anderen Hunden. Du musst vermitteln, dass du so eine Situation regelst und nicht er. Außerdem auch nie Leinenkontakt. An der Leine können Hunde nicht richtig kommunizieren. Es ist als würdest du sie in eine Zwangsjacke stecken. Hinzukommt, dass wir als Besitzer meist viel zu dicht in dem Moment dabei sind und so zusätzlich eine Art Ressourcenverteidigung entstehen kann. Heißt also für dich entweder auf einer Wiese Kontakt, dann aber ohne Leine, ruhig mit dem anderen Hundebesitzer ein Stück gehen, meist kommen die Hunde so auch in Bewegung, was solche Situationen entspannen kann. Sucht er Schutz natürlich diesen auch hier gewähren und den anderen Hund dann ganz klar wegschicken. Oder eben gemeinsam mit einem anderen Hund ohne Spielen oder Kontakt spazieren gehen an der Leine. 2. RUHE!!! Dein Hund hat vermutlich viel zu viel Action 18-20 Stunden Ruhen/Schlafen ist angesagt. Seid ihr viel im Garten und die Nachbarshunde Stressen, dann ruht er sicher zu wenig. Er ist eh schon Reizüberflutung, dann gehst du noch Gassi und dann explodiert er eben einfach irgendwann. 3. Die Nachbarshunde: Ja, schwierige Situation: Deckentraining und Impulskontrolle wäre hier mein Ansatz und er braucht eine Alternative, da er sich und sein Revier verteidigt und eventuell noch Angst haben könnte in dem Moment, ist einfach nur das Zaunhochgehen abbrechen wollen, etwas unglücklich. 4. Besuch: guter Ansatz, auch hier könnte Deckentraining und ein fester Rückzugsort hilfreich sein, außerdem nicht zu viele Menschen auf einmal. Eventuell auch mal gemeinsam Spazierengehen mit dem Besuch, einfach um den auch etwas aus dem Wohlfühlbereich eures Hundes zu nehmen. Und an der Frustrationstoleranz arbeiten, da könnte mit reinspielen, dass es sich sonst immer nur um ihn dreht und plötzlich so gar nicht. 5. Spaziergang: Wenn das mal als Ausnahme länger ist, okay, aber denke an die wichtige Zeig zum Ruhen und verarbeiten. Umso länger der Spaziergang umso mehr Reize, umso eher ist er drüber. Die tägliche Runde eher maximal 30 Minuten, länger vermeiden. Außerdem ist die „gleiche bekannte Runde“ für einen Hund nicht langweilig. Da sind zig Menschen und Tiere in den letzten 24 Stunden vorbeigekommen und haben ihre Gerüche hinterlassen, Hunde haben markiert usw. Dann ist hier ein Fleck, der gestern noch nicht war, dort liegt ein Blatt anders, hier ist ein Gradhalm gewachsen und dort hat vielleicht jemand was fallen lassen. Dann ist vielleicht den einen Tag mehr Wind als sonst, dann riecht und klingt alles anders. Ein Geräusch, dass gestern dort noch nicht war, Sonne, Wolken, Regen, Schatten …. Und dann riechst du selbst auch nicht immer gleich oder hast die gleichen Emotionen. All das und noch viel mehr nimmt dein Hund schon alleine auf dem Weg zum Lösen an der nächsten Ecke wahr. Jetzt stell dir dass mal als Dauerbeschallung 30-40 Minuten oder sogar 1,5 Stunden an einem fremden Ort vor … - Wie würdest du da reagieren? Da fällt mir nur ein, wie viele schon über Kopfschmerzen klagen, wenn 3 Leute etwas lauter durcheinander reden und sich versuchen auf ein Gespräch zu konzentrieren, oder die, die dann selbst irgendwann aggressiv rumbrüllen. Manche sind auch einfach bei Reizüberflutung in einer Art Dillierium. Kurz, der Mensch würde einfach durchdrehen, wenn er dass alles wahr nehmen würde, was unsere Hunde so wahrnehmen. Also lieber etwas weniger und dafür gut und positiv und vorallem gemeinsam mit dem Hund.

Alice
14.3.2022 um 22:32Uhr

Vielen Dank für die tollen Tipps. Also das längere spazierengehen ist tatsächlich wenn überhaupt dann nur mal am Wochenende bzw je nachdem was gerade auch so mit unserer Tochter ansteht und ansonsten halt echt immer die gleiche runde hier in der Siedlung. Sind wir bei schönen wetter den ganzen tag im Garten, dann gehen wir manchmal auch gar keine große Runde und nur zur Ecke. Würde man den weg der großen runde normal schnell gehen, wären das wohl so 20 Minuten, aber oft lassen wir uns Zeit oder meine kleine tochter ist dabei und er darf schnüffeln und sich umsehen etc. An manchen Tagen will er aber tatsächlich auch gar nicht weitergehen und zieht zurück nach Hause und ich setze das dann auch nicht durch, sondern drehe um. Thema Nachbarshunde: da hab ich irgendwie eher das gefühl, dass die ihr Revier verteidigen und nicht unser? Oder? . Unser will einfach nur gerne rüber und ist auch freundlich, sprich er bellt nicht, er knurrt nicht und er stellt die haare nicht auf. Es ist halt Wirklich nur so ein 1 m Zaun zwischen den Gärten und durch die Streben können sie halt auch durchgucken und sich sehen. Da schnappt er zb auch gar nicht sondern schnüffel nur während der kleine halt nicht aufhört zu bellen 😅. Ist der ruhig, dann ist unser auch nicht mehr am Zaun und ist wieder bei uns, fängt der wieder an, dann muss ich unseren auch wieder zurück rufen. Stellt er sich dann mal mit den vorderpfoten auf den zaun, kommt der große von nebenan und knurrt und bellt ihn schon warnend an. Die Situation ist momentan echt stressig für mich, denn ich habe keine lust jedesmal darauf zu achten ob ich meine tochter jetzt in den garten lassen kann oder nicht und ob die anderen hunde nebenan gerade draußen sind. Die Stimmung ist auch schon etwas abgekühlt muss ich sagen, deshalb möchte ich, dass unserer nicht mehr am Zaun hochgeht. Das klappt auch schon recht gut eigentlich, dafür, dass wir das erst seit einigen Tagen üben. Er hört in dem Moment auf mich und lässt dann ab und kümmert sich um uns. Am Anfang war er übrigens total auf meinen Mann fixiert und gar nicht auf mich, das hat sich jetzt seit einigen Wochen geändert und er ist nur noch bei mir. Er hört auch besser auf mich. Es hat sich auf jeden Fall schon viel gebessert und wir arbeiten dran alles hinzukriegen. Schaue mir nächste Woche eine andere Hundeschule an und hoffe, dass die dann auch gut ist...

Dani
16.3.2022 um 19:23Uhr

ist ja schon viel geschrieben worden, ich möchte trotzdem noch was zum Thema Ängstlichkeit ergänzen. was bei ängstlichen Hunden generell Sinn macht: - Selbewusstsein stärken, durch Aufgaben stellen, die er selbständig erledigen kann. ausgiebig loben. oder bei den ersten Schritten helfen und dann alleine weiter machen lassen und dann ausgiebig loben - Bindung zum Halter stärken, durch Aufgaben die man gemeinsam schafft - Körperbewusstsein stärken, zb durch Balanceübungen - Entspannungstarget etablieren wie Leine, Decke, Halstuch ect. - viel Ruhe um Erlebtes verarbeiten zu können. auch baut sich Stress erst Tage später wieder ab.hat der Hund keine Möglichkeit den Stress durch Ruhe abzubauen, wird der Hund irgendwann krank - ggfls. homöopathisch (zb bachblüten) unterstützend behandeln

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