Michael
29.11.2023 um 19:56Uhr

Fremdeln

Hallo Gleichgesinnte, mich beschäftigt die Frage wie weit ich meinem Hund zumuten kann die Nähe und Berührung durch andere Menschen auszuhalten und zuzulassen. Und damit einhergehend die Frage auf welche Weise ich ihn dazu bringe. Wir haben zwei Hunde, einen 7 Jahre alten Jack Russell und einen 2 Jahre alten, großen Mischling. Wir haben auch noch einen erwachsenen Sohn, dessen Lebensgefährtin und unsere Eltern. Der Jacky ist seit kleinauf bei uns und liebt den Kontakt und die Zuwendung aller aufgezählter Personen. Unser Großer ist erst seit 9 Monaten bei uns und kam als skeptischer bis "ängstlicher" Tierschutzhund zu uns. Nun ist er mittlerweile ein stolzer Junghund der viel von seiner früheren Vorsichtig abgelegt hat und langsam Selbstvertrauen, aber vor allem Vertrauen in meine Frau und mich entwickelt hat. Die anderen Personen wohnen zwar nicht mit in unserem Haus, sind aber sehr oft da. Es wäre natürliche von Vorteil wenn es weitere Vertrauensperson gebe, die uns im Notfall auch mal vertreten könnten. All diese Lieben sind auch durchaus mit Hunden vertraut und hatten immer ein gutes Verhältnis zu all unseren Hunden. Wir haben Hunde seit 28 Jahren. Bisher haben wir unserem Großen immer seine Distanz zugestanden und jeder "Gast" hat seine Wohlfühlzone akzeptiert. Nun habe ich aber das gute Gefühl, es ist Zeit für den nächsten Schritt, denn irgendwann muss er einfach akzeptieren das sich notfalls auch mal einer der anderen um ihn kümmert. Ich weiß nur nicht so richtig wie ich es anstellen soll. Locken, langsam Vertrauen aufzubauen, mit kürzesten Distanzen konfrontieren, häufige Anwesenheit der anderen, all das hat in den 9 Monaten nicht gefruchtet. Mir fällt eigentlich nur noch die "Rosskur" ein, aber ich habe etwas Angst das ich damit sein Vertrauen in mich/uns beschädige. Keiner unserer Hunde hat jemals so innerhalb der Familie gefremdelt und es ist schon der vierte den wir aus dem Tierschutz haben. Ich würde mich sehr über eure Tipps und Erfahrungen freuen. Liebe Grüße, Micha.

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Silja
30.11.2023 um 16:52Uhr

Hallo Michael, ich habe zwar keine Erfahrung mit Tierschutzhunden, aber da du noch keine Antwort bekommen hast, würde ich mal ein paar Ideen in den Pool werfen... Zunächst aber eine Verständnisfrage: Was meinst du mit "Rosskur"? Eine Art "Schocktherapie"?🤔 Ich könnte mir folgende Maßnahmen vorstellen: 1. Geht vielleicht mal regelmäßig gemeinsam spazieren und reicht während des Spaziergangs einfach die Leine weiter, als wäre es das normalste auf der Welt. Die Leine ist ja auch eine Verbindung zu dem jeweiligen Menschen, aber mit etwas Distanz. 2. Lass eventuell, wenn es möglich ist, die Menschen deiner Wahl das Futter zubereiten und den Napf hinstellen, damit sich eine positive Verknüpfung ergibt, der Hund aber erstmal die Distanz einnehmen kann, die er (noch) braucht. 3. Es gibt hier, soweit ich weiß, auch ein Training für Angsthunde - da bekommst du bestimmt gute Tipps. 4. Ich würde auch nichts tun, was das Vertrauen deines Hundes zu dir beschädigt! Das hast du ja mühsam und mit viel Geduld aufgebaut und ihr würdet wohl beide darunter leiden, wenn das beschädigt wird. Ich wünsche dir/euch ganz viel Erfolg 🤗 LG

Michael
30.11.2023 um 19:25Uhr

Hallo Silja danke für die Antwort und deine Ideen. Ja, Rosskur nennt man eher radikale Ansätze, lieber Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende 😉. Leider hat mein Troll einen sehr langen Atem wenn man ihm etwas beibringen will was eher auf der sozialen Ebene funktioniert. Deine Ideen sind gut, lassen sich aber speziell bei ihm so kaum umsetzen. Man müsste ihn dutzenden Male beim Spaziergang begleiten oder füttern um sein Vertrauen auf diese Weise zu gewinnen. Das kann ich meinen lieben nicht zumuten, dafür wohnen sie dann doch zu weit weg um das Monate durchzuziehen. Als wir ihn damals kennengelernt haben sagte seine Pflegerin so nach zwei Stunden, also wenn du jetzt warten willst bis er von alleine zu dir kommt, wirst du bei mir einziehen müssen 😅😅😅. Ich wollte es eigentlich geduldig nach Lehrbuch durchziehen, aber vermutlich würde ich dann heute noch regelmäßig hin fahren um ihm die nötige Zeit zu geben🤭. Ich habe ihn dann doch bedrängen müssen, angeleint und ihn via "Rosskur " zu seinem Glück gezwungen. Und ab da wurde ich sein Fels in der Brandung, den er mittlerweile auch gerne mal zur Weißglut treibt☺️. Es ist wahrscheinlich wirklich so dass ich mich für deine Vorschläge entscheiden müsste, mit Monaten Geduld, oder wieder die hundepsychologisch nicht ganz richtige Abkürzung nehmen muss . LG zurück

Team
1.12.2023 um 06:48Uhr

Hallo Michael, ja hier wäre Geduld schon wichtig und richtig. Ihr könntet aber auch einmal versuchen, dass ihr die Hunde bei euch alleine lasst, der Große hat ein Geschirr und eine Hausleine an. Dann schickt ihr die Person, die ihn später betreuen soll (das sollte möglichst erstmal nur immer die selbe Person sein) ins Haus, die zuerst den kleinen Hund begrüßt, danach ganz normal die Leine des großen Hundes aufnimmt und mit beiden Hunden dann spazieren geht. Wichtig ist, dass du gar nicht vor Ort bist. Die Person sollte sollte sich ganz normal verhalten, nicht mitleidig oder bittend sein, sondern so tun, als es das normalste von der Welt. Vorherige gemeinsame Spaziergänge sollten vorher aber stattgefunden haben. Die Hunde sollten beim Abholen in einem Raum ohne Versteckmöglichkeiten sein. Dieses Vorgehen wäre mal ein Versuch wert, aus der Ferne lässt sich die ganze Situation natürlich nicht seriös beurteilen, da wir deinen Hund und die Personen ja nicht persönlich kennen. Voraussetzung ist natürlich sowieso, dass der Große keine Tendenz zum Wegschnappen zeigt, sonst geht‘s tatsächlich nur über Geduld. Der neue Kurs „Das Angst-Training“ kann in jedem Fall hilfreich für euch sein. Wir wünschen euch viel Erfolg. Viele Grüße vom Team der Doguniversity

Michael
1.12.2023 um 09:06Uhr

Hallo und danke für die Antwort. Eure Idee gefällt mir gut und lässt sich denke ich auch gut in unserem Alltag umsetzen. Das werden wir auf jeden Fall ausprobieren, sollte funktionieren. Wegschnappen ist nicht seine Taktik und entspricht nicht seinem Wesen. Er kommt immer ganz gut aus seinen Ängsten raus wenn man ihn ruhig dabei anleite. Liebe Grüße an das ganze Team.

Michael
3.12.2023 um 18:24Uhr

Hallo Leute 😅als hättet ihr es heraufbeschworen, jetzt fängt mein Pubertier tatsächlich mit sowas wie vorsichtigen Abschnappen an 🙄. Und der 95prozentige Rückruf ging gestern auch zum ersten Mal zu 100 Prozent in die Hose. Jetzt habe ich 9 Monate darauf hin gearbeitet das mein Troll Selbstvertrauen gewinnt und seine Ängste kontrollieren kann ... Hat wohl geklappt, jetzt wird er frech und wir können die Laufleine wieder auspacken😅. Hab mir heute den Kurs Angsthunde komplett gegönnt. Sehr informativ und gut gemacht, aber nur noch am letzten Rand unser Thema. Habe da schon einiges aus euren freien Videos gelernt und von Anfang an daran und damit gearbeitet. Jetzt ist erstmal wieder die kurze Leine und die Aufmerksamkeit unserer Thema, war wohl doch zu großzügig in letzter Zeit. Hatte er sich eigentlich auch verdient, aber nun versucht er die andere Richtung 😶. Hier auch mal ein großes Dankeschön an eure Arbeit, eure Kurse sind wirklich gut gemacht und sehr informativ! LG, Micha

Silja
3.12.2023 um 18:36Uhr

Hi Micha, mich macht deine Formulierung, dass ihr in letzter Zeit großzügig wart und er sich das eigentlich auch verdient hätte, gerade stutzig gemacht🤔 soweit ich weiß, braucht jedes Pubertier - gerade Hunde mit Ängsten - die Sicherheit, dass ihr klare Regeln habt und die Regeln IMMER gelten☝ dann kann er sich darauf verlassen, ihr gewinnt an Souveränität und das schafft wiederum Vertrauen. Wenn es bedeutet, wieder die Laufleine zu zücken, dann ist das eben so🤷‍♀️ besser jetzt konsequent arbeiten, als die Probleme nicht anzugehen🤗

Michael
3.12.2023 um 19:16Uhr

Hi Silja , die regeln sind vom ersten Tag an klar und immer gleich bleibend. Das war auch mehr auf den Freilauf bezogen den wir seit längerem soweit sicher hatten dass wir lange Runden ohne Leine drehen konnten. Das ist nun leider erstmal vorbei ...

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