Hallo zusammen, Seit mehr als 2 Monaten lebt unser Hund bei uns. Er ist etwas über 7 Monate alt (rüde, noch nicht kastriert) und ein Jack Russel Mischling aus dem Tierschutz. Er kam aus Rumänien sehr früh nach Deutschland. Wir sind in der Hundeschule und lernen mit ihm viel zuhause Wir machen Deckentraining usw. Ich habe nun auch den Kurs der entspannte Hund erworben und daran arbeiten wir. Er läuft sogar schon ganz gut an der Leine. Wir haben nun aber folgendes Problem. Er verhält sich mir ggü. Anders als meiner Partnerin ggü.. Das zeigt sich insbesondere dadurch, dass er öfter nach ihr schnappt und teilweise nicht los lässt, an ihrem Zopf oder an ihren Klamotten zerrt. Ihrem Arme sind mittlerweile voller Kratzer. Das passiert meist wenn wir auf der Couch sitzen. Er kommt auf die Couch gesprungen und der „kampf“ beginnt. Er kommt auch wenn wir zu zweit sitzen aber ist total auf sie fokussiert. Wir haben langsam das Gefühl, dass es weniger was mit einem Spiel zu tun hat. Meine Vermutung ist, dass die Rangordnung nicht klar ist. Wir arbeiten beide im Home Office und er sitzt die meiste Zeit bei mir im Raum. Dadurch trainiere ich auch mehr mit ihm. Er schnappt auch ab und an nach mir, wenn ihm was nicht passt und/oder er erregt ist, aber wesentlich weniger und auf das Kommando Schluss hört er besser. Wir haben schon ausprobiert ihn zu ignorieren. Das heißt, er kommt und fordert meine Partnerin heraus und sie wendet sich ab, steht von der Couch auf oder geht sogar aus dem Raum. Danach ignoriert sie ihn, aber er kommt wieder angerannt und dann geht das Spiel von vorne los. Wir haben das Ignorieren bereits mehrmals und konsequent probiert, aber er kommt immer wieder und es wird gefühlt immer schlimmer. Diese Phasen sind meist nachmittags oder sogar abends. Morgens ist er meist ruhiger. Grundsätzlich zeigt er außerdem immer mehr beschützerisches Verhalten und auch hier haben wir das Gefühl, dass er meine Partnerin mehr beschützen will als mich. Habt ihr eine Idee, was wir noch machen könnten? Ich hatte die Idee, dass der Hund in der nächsten Zeit mehr Zeit bei meiner Partnerin im Büro verbringen sollte und sie verstärkt das Training übernimmt. Aber wird das helfen? Wir sind sehr dankbar für Hilfe und Tipps! Viele Grüße, Dominic
Hallo Dominic, erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Familienmitglied🤗 Ich finde es sehr gut, dass ihr gleich mit der Erziehungsarbeit begonnen habt, und denke, dass ihr dabei auch den richtigen Fokus gesetzt habt (Grundkommandos in der Hundeschule, Ruhetraining, häusliches Management). Insgesamt ist es natürlich verständlich, dass sich der Hund euch gegenüber unterschiedlich verhält - ihr seid ja auch verschiedene Menschen, habt unterschiedliche Stimmen, Gerüche, Körpersprache...😉 Aber ihr müsst natürlich an das Problem ran - dafür könnt ihr z.B. das Deckentraining gut ausbauen und das häusliche Management nochmal "verschärfen". Wenn ignorieren nicht hilft, solltet ihr korrigieren. Ich würde euch Folgendes vorschlagen: Erklärt v.a. die Couch erstmal zur Tabuzone für den Hund (und zwar ihr beide). Nehmt anfangs am besten eine Hausleine zu Hilfe und bringt den Hund, wenn er auf die Couch gesprungen kommt, einfach kommentarlos an der Leine auf seine Decke. Versucht er, die Decke ohne Auflösesignal zu verlassen, bringt ihr ihn genauso zurück. Alternativ könnt ihr ihn an der Hausleine auch festbinden (an der Heizung, am Tischbein o.ä.), sodass er die Decke nicht verlassen kann. Kommt er dort zur Ruhe, könnt ihr ihn wieder auflösen (oder einfach schlafen lassen). Deinen Vorschlag, das Training mehr in die Hände deiner Partnerin zu legen, finde ich auch ganz angemessen. Oder ihr trainiert zusammen🤗 Sucht euch auch einige Stellvertreterkonflikte, die Fütterung z. B., um das Setzen von Grenzen zu üben und die Rangordnung zu "klären". Ich wünsche euch ein erfolgreiches Training und ganz viel Spaß mit dem Süßen🤗 LG
Hallo Dominic Erstmal vorab, zwei Monate sind noch keine lange Zeit für einen Hund der knapp sechs Monate keine menschlichen Regeln kennen gelernt hat und sich komplett auf seine Instinkte verlassen musste. Das er sich euch gegenüber unterschiedlich verhält ist auch nur seiner und eurer Natur geschuldet. Ihr sendet unterschiedliche körpersprachliche Signale, strahlt eine unterschiedliche Energie aus und bekommt deshalb unterschiedliche Signale zurück. Grundsätzlich finde auch ich es gut das ihr mit ihm direkt arbeitet und gemeinsam lernen wollt. Ich finde nur das ihr die Schritte etwas zu groß wählt. Euer kleiner ist nicht als Welpe unter Menschen aufgewachsen die sich um ihn gekümmert haben und ihn schonmal auf das Leben mit neuen Haltern vorbereiten haben. Darum würde ich ihm erstmal die Zeit geben in eurem Team anzukommen, Abläufe und die Hierarchie zu begreifen und zu akzeptieren wo sein SICHERER Platz in eurer Gruppe ist. Mein Eindruck ist das er schon vieles lernen und verstehen soll, ohne überhaupt richtig angekommen zu sein. Denn Ankommen braucht Zeit. Zeit in der er erstmal nur lernt, ich bin in Sicherheit, ich bleibe hier, ich muss und soll mich um nichts kümmern, alles gehört meinen Haltern, ich muss zuhause nichts verteidigen, ich muss und darf nicht um meinen Platz in der Hierarchie kämpfen, ich werde versorgt und muss keine Ressourcen verteidigen. Dafür braucht es erstmal nur die Kurse Bindung und Beziehung, Distanz und Nähe und der entspannte Hund. Alle anderen Sachen lernen sich danach viel leichter, denn danach hat er Vertrauen in euch und eure Welt. Das Problem mit deiner Freundin halte ich nicht für eine Sympathiefrage, sondern für Unsicherheit und instinktives Verhalten. Er weiß nicht wo er steht, deine Freundin ist erstmal das vermeintlich schwächere Mitglied in der Gruppe und seine Natur sagt ihm, du musst dir einen Platz in der Gruppe sichern, denn hier gibt es noch keine klare Führung. Das er auch nach dir schnappt, wenn ihm eine Situation missfällt, ist glaube ich auch ein Hinweis auf meine Theorie. Das wird sich alles bald fügen wenn ihr eure Gedanken und euer Lernprogramm in diese Richtung lenkt und auch Siljas Vorschläge mit Sofa und Hausleine einbezieht. Ich wünsche euch viel Spaß und freue mich das auch ihr einem Tierschutzhund ein zuhause gebt. LG Micha
Hi ihr beiden, vielen herzlichen Dank für eure Antworten und die Zeit die ihr investiert habt, um mir so ausführlich, verständlich und aufklärend zu antworten. Wir werden uns eure Tipps zu Herzen nehmen, uns gedulden und ihm die Zeit geben die er braucht. Wir hatten schon die Hausleine probiert, wobei ich mittlerweile denke, dass zu einem die Leine nicht optimal war und das wir zu ungeduldig und inkonsequent waren. Michael, du hast wirklich viele Punkte getroffen die wir glaube ich mal von außen hören mussten. Wir wollen unbedingt alles richtig machen und stellen uns zu sehr unter Druck. Nochmals vielen Dank euch beiden! :)
Hey ihr Drei, sobald ihr euch unter Druck gesetzt fühlt, läuft etwas verkehrt😉. Euer Leben mit Hund sollte in euch und ihm nicht für Stress sondern ausschließlich für Freunde sorgen. Es gibt keine Eile, bei nichts! Wir haben für unseren letzten Tierschutzzugang neun Monate gebraucht bis er seine Ängste abstellen und sich wirklich öffnen konnte. Für eine lange, glückliche Beziehung keine zu großes Investitionen, denn ist der Knoten erst geplatzt ist noch genug Zeit für alles andere. Die schnelle, informative Welt suggeriert etwas anderes und man ist heute schnell in dem Gefühl, er muss das können, wir sind zu langsam usw.. Alles Quatsch ! Euer Kleiner ist nicht dankbar und glücklich das er jetzt bei euch leben darf und kein "armer" Tierschutzhund mehr ist. Er hatte sein Leben und seine Regeln schon vor der Zeit mit euch und kam damit klar. Ganz sicher, er wird es lieben lernen bei euch zu sein und auch nie wieder tauschen wollen, aber das muss er erstmal für sich und euch begreifen☝️😉.
Hi zusammen, die oben genannten "Schnappausraster" werden nach meinem Gefühl weniger. Gestern gab es allerdings eine Situation die ich nicht wirklich deuten kann. Wir waren zu Besuch bei meiner Mutter (er hat sie bisher nur 2 mal gesehen). Ich hatte ihn die ganze Zeit an der Leine und habe ihm die Umgebung gezeigt. Er hat später auch an meiner Mutter geschnüffelt und die Hand geleckt, hat also erstmal einen entspannten Eindruck gemacht. Ich hab sie später kurz umarmt, das hat ihm nicht gepasst und er kam direkt vorgesprungen. Vorher hat er dieses Verhalten kein einziges Mal gezeigt. Dann ist ein bisschen Zeit vergangen und er wirkte entspannt. Und jetzt die Situation: Mein Hund schnüffelt hinten an der Wade meiner Mutter und schnappt in die Wade. Zwar nicht stark (meine Mutter dachte es wäre die Pfote) aber dennoch -aus meiner Sicht- ohne Vorwarnung. Sie stand auch mit dem Rücken zu ihm ohne jegliche Interaktion. Im Hintergrund hat der Ofen gepiepst, so dass ich mir höchstens vorstellen kann, dass er sich erschreckt hat und das Geräusch mit meiner Mutter verbunden hat. Ich bin dann weg mit ihm und hab ihn nur noch auf Abstand gehalten. Er hatte es aber dennoch die restliche Zeit auf meine Mutter abgesehen und diese ständig angebellt. Wie gehe ich in Zukunft besser damit um wenn wir -für ihn- Fremde besuchen? Wie kann ich es erreichen, dass er meine Mutter nicht als Bedrohung wahrnimmt?
Hallo Dominic Ich denke auch dieses Verhalten fällt wieder in die Kategorie Bindungs und Beziehungsarbeit, lernen und akzeptieren wo er steht. Das er nicht will das du deine Mutter umarmst würde ich als Ressourcenverteidigung, die Ressource bis immer noch du, ansehen. Deine Mutter sah er danach, meiner Meinung nach, als Konkurrenz an und wollte ihr seine Besitzansprüche an dir klar machen. Mal sehr vereinfacht ausgedrückt. So lange ist dein Beitrag ja noch nicht her, dass ihr mit dem Thema schon durch sein könntet. Die Ausraster sind ja wie du schreibst, auch nur weniger geworden und nicht weg. Dazu kommt das deine Mutter wieder eine fremde Person ist, die sich anders bewegt, anders kommuniziert usw und somit wieder eine neue unbekannte Größe für ihn ist. Immer weiter an diesem Thema arbeiten und seine Reizthemen bewusst provozieren um falsches Verhalten oft und sofort korrigieren zu können. Er scheint ein Charakter zu sein der Grenzen nicht so einfach akzeptiert und gerne mal nach vorne geht wenn ihm etwas nicht passt. Das lässt sich in der Beziehungsarbeit ganz gut nutzen, denn du bekommst oft die Möglichkeit ihn zu korrigieren und ihm seine Grenzen zu erklären. Bei Besuchern, egal ob bei euch oder anderswo, in der nächsten Zeit erstmal die Leine dran lassen und ihn bei dir halten damit du ihn immer kontrollieren und korrigieren kannst.
Hi Michael, danke dir für deine schnelle Antwort. Wie korrigiere ich in solchen Szenarien richtig?
Hi Dominic, ich teile Michas Einschätzung der Situation voll und ganz. Mir ist noch aufgefallen, dass du deine Regel für diese Situation vielleicht noch nicht klar genug formuliert hast (in Hinblick auf den Trainingsstand) und daher auch nicht konsequent handeln konntest. Ich würde im Moment - so schwer das bei der eigenen Familie auch fällt - ganz klar die Regel aufstellen, dass der Hund Abstand von fremden Menschen hält und bei dir bleibt. So kannst du klarer handeln und korrigieren, sobald der Hund diese Regel in Frage stellt. Da er an der Hausleine dann zwangsläufig neben oder hinter dir ist, kannst du sofort körpersprachlich blocken, wenn er Anstalten macht, sich an dir vorbeizuschummeln. Ist er zu schnell, hast du ja zur Sicherheit die Leine, mit der du ihn stoppen und wieder zu dir holen kannst. Das kannst du auch stellvertretend mit allen möglichen anderen Reizen üben. In Situationen, in denen er eindeutig dich als Ressource verteidigt, kannst du ihn auch auf Leinenlänge von dir wegschicken unter dem Motto: "Nee, Freundchen, das regel ich hier - nicht du!" Nimmt er sich zurück und schaut dich aufmerksam an, kannst du ihn wieder zu dir einladen (aber nicht an dir vorbeischießen lassen). Und nicht vergessen: Ihr seid auf einem guten Weg - das kannst du schon mal als Etappensieg feiern🤗 wenn ihr weiter fleißig trainiert, werdet ihr am Ziel ankommen🍀
Bestenfalls körpersprachlich indem du dich dem Hund in den Weg stellst, ihn zurück drängtst, bis er sich setzt und dir gehorsam signalisiert. Ich denke bei deinem kleinen wird ein kurzer Leinenruck, um seine Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, noch nicht reichen und ich denke sogar das er beim blockieren versuchen wird an dir vorbei zu kommen. Ich habe halt Jack Russell Erfahrung 😅😅😅. In dem Fall kann es sogar nötig werden ihn kurzer in die Seite oder auf die Brust zu stupsen um ihn zu beeindrucken. Das wichtigste ist eigentlich, dass du die Situation erkennen und korrigieren lernst bevor sie eskaliert. Und genau so wichtig ist es die Diskussion so lange mit ihm zu führen bis er gehorsam zeigt, konsequent bleiben und nicht nachgeben oder mit einem mittelmäßigen Ergebnis zufrieden sein. Aus höchster Erregung holt man einen Hund ganz schwer zurück, man kann aber eigentlich immer verhindern das er in höchste Erregung kommt. Schau dir hier bitte die Kurse an die ich dir schon empfohlen habe, da wird sehr gut gezeigt wie man körpersprachlich begrenzt und Hunde richtig korrigiert.
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