Romina
13.2.2024 um 14:18Uhr

Kontrolle oder Trauma?

Hallo. Seit 3 Wochen haben wir einen 7 Monate jungen Australian Labradoodle. Die Vorbesitzerin hat ihn aufgrund Zeitmangel weggeben. Sie hat Nachts gearbeitet und so war der Kleine bei ihr von klein auf sehr viel alleine. Außer „sitz“ konnte er gar nichts. Bei uns ist es nun ganz anders. Drei große Kinder, mein Partner und ich. Ich arbeite im Home Office. Allein gibt es nur, wenn ich die Tür hinter mir schließe. Das klappt auch ganz gut. Also er weint oder bellt gar nicht, sondern setzt oder legt sich hin und wartet. Mein Eindruck ist, ihm gefällt das Familienleben hier sehr und er fühlt sich wohl. „Platz“, „Schau“, „Pfötchen“ und ein halbwegs gutes an der Leine laufen hat er ganz flott gelernt. Er will viel unheimlich viel gestreichelt werden und wenn man sich irgendwo hinsetzt, kommt er sehr schnell und kuschelt sich direkt an und döst oder schläft. Bei mir tatsächlich am meisten. Umarmt mich mein Partner, scheint er auch eifersüchtig zu sein und will hochspringen, das unterbinden wir mit einem „Nein“. Aaaaaber: er läuft mir tatsächlich immer überall hinterher. Am „bleib“ arbeite ich. Aber tatsächlich springt er direkt aufs sobald ich mich bewege und klebt mir an der Ferse bis ich mich wieder setze oder etwas tue, dann legt er sich direkt zu meinen Füßen auf den Boden. Nun frage ich mich, weil er ja auch so viel kuschelt, hat er vielleicht eine Art kleines Trauma, durch das viele alleine sein als Welpe oder ist es wirklich diese Kontrolle? Welcher Kurs wäre hier für mich passend anzusehen? Ich danke euch.

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Nadine
13.2.2024 um 16:22Uhr

Hallo Romina, er kontrolliert dich. Das viele Kuscheln ist hier auch eine Art der Kontrolle. Durch den Körperkontakt begrenzt er dich in gewisser Hinsicht auch in deinem Raum und spürt natürlich, wenn du woanders hingehen willst, dich wegbewegst usw. Bindungskuscheln/-liegen ist natürlich auch schön. Aber wenn er dich stalkt und dann noch permanent kuscheln will, ist das eben too much und geht eindeutig in Richtung Kontrolle. Es ist natürlich möglich, dass die bisherige Erfahrung das Verhalten verstärkt. Grundsätzlich wäre es aber trotzdem Kontrollverhalten, dass in die richtigen Bahnen gelenkt werden sollte. Hier hilft es auch nicht darauf Rücksicht nehmen zu wollen, dass der arme Hund vorher so viel alleine sein musste. Das war vorher, jetzt ist jetzt. Dein Hund braucht trotzdem klare Strukturen und Regeln. Dazu gehört eben, dass du die Verantwortung hast und nicht kontrolliert wirst.

Romina
13.2.2024 um 16:38Uhr

Liebe Nadine, Dankeschön, klingt plausibel. Aber was kann ich nun genau tun?

Silja
13.2.2024 um 19:16Uhr

Hallo Romina, ich würde das Verhalten genauso einschätzen wie Nadine. Da du weißt, was der Auslöser ist, nämlich deine Bewegung, kannst du genau da ansetzen und den Hund sofort blockieren, wenn er auch nur Anstalten macht, aufzustehen, um dir zu folgen. Am besten körpersprachlich, und ein sehr exaktes Timing wäre wichtig. Du kannst dich zum Üben einfach durch die Wohnung bewegen und korrigierst sofort, wenn er auch nur mit der Pfote zuckt - auf jeden Fall, bevor er aufgestanden ist. Ich glaube, es gibt hier auch ein Video, wo du dir das nochmal anschauen kannst. Gib mal bei der Lupe das Stichwort "Stalking" ein. LG

Romina
13.2.2024 um 20:34Uhr

Dankeschön. Ich suche direkt mal. Schon verrückt, im ersten Moment denkt man: ach wie süß. Und bei näherer Betrachtung sehe ich, dass ja auch der Hund gar nicht zur Ruhe kommt.

Katharina
15.2.2024 um 06:47Uhr

Liebe Romina, meine Thelma kommt (wohl auch bestärkt dadurch, dass ich allein mit ihr lebe) auch nur durch Begrenzung richtig zur Ruhe. Im Homeoffice Alltag gar nicht so einfach, wenn man mal eben dringend selbst auf Toilette muss und der Hund aber jedes Mal mit aufspringt und man erst wertvolle 5 Minuten aufbringen muss, um sie zu begrenzen 😅 Da ist echt Disziplin seitens des Halters gefragt. Bei uns hat tatsächlich das Wochenende geholfen (mehr Zeit und ich fand es schöner, nicht wirr durch den Raum zu laufen, sondern dabei auch wirklich was sinnvolles erledigen zu können). Erste Übungen sahen dann wie folgt aus: Ich trinke zB Kaffee, sie liegt ruhig neben mir, alle Bedürfnisse waren vor dem Kaffee befriedigt worden. Ich stehe auf, sie wird begrenzt. Kaffeetasse wegräumen. Ohne den Hund zu beachten, direkt weiter zum Wäschesortieren. Sie bleibt liegen -> wunderbar. Sie will mit -> wieder begrenzen. Und so weiter. Ich nehme mir dann einfach mehrere Haushaltsaufgaben direkt nacheinander vor. Jedes Mal wenn sie mit will, wird sie (oft mit Hilfe der Hausleine) wortlos zurückgebracht. Nach 2-3 Wochen darf sie sich schon ohne Hausleine frei bewegen (ist mir in diesem Fall egal, ob sie auf ihrem Platz oder auf der Couch oder am Boden liegt, Hauptsache sie chillt). Trotzdem brauch ich die Hausleine noch ab und zu. Wichtig ist aber das aktive Ignorieren Deinerseits. Ich baue mittlerweile auch kleine alleine bleiben Übungen mit ein (z.B. Müll rausbringen, Holz holen). Da will ich ja auch nicht, dass sie dann hinter der Tür aufgeregt wartet, dass ich eeeendlich zurückkomme 😉 Auch würde ich gerne weitere Bezugspersonen für sie aufbauen. Da hast Du es in der Familie vllt einfacher. Vllt bleibt Dein Partner mit im Raum und begrenzt sie, wenn Du den Raum verlässt? Luft nach oben ist bei uns auch immer noch genug. Aber es wird besser. Liebe Grüße & gutes Gelingen, Katharina

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