Hallo zusammen, Ich muss erstmal los werden, dass ich die DU einfach großartig finde! Ich könnte noch mehr loben, aber der Post wird sowieso lange.. Ich habe eine Schwierigkeit, wo ich ahne das Problem zu kennen (wie so oft, es liegt an einem selbst), ich aber keinen alltagstauglichen Lösungsansatz bisher gefunden habe. Es geht um die Beziehung zu unserem Labradormischling Lucky. Wir haben ihn 03/21 vom Tierschutz (Italien) bekommen. Er war zu Beginn sehr ängstlich, verraute uns aber schnell sodass er super zügig viele Ängste ablegte. Er ist ein absoluter Traumhund! Ich konnte ihn problemlos mit zur Arbeit nehmen (Arbeit mit Kindern und Familien), ist ein absoluter Menschenfreund und liebt es gekuschelt zu werden. Er blieb selbst bei aggressiven Hunden komplett gelassen und war einfach in sich ruhend. Wir hörten ihn die ersten 1½ Jahre nicht einmal bellen. Dann wurde ich schwanger (12/21). Und noch bevor der Test positiv war, meinte unser kastrierte Rüde mich beschützen zu müssen vor fremden Hunden, die unsicher oder aggressiv sind. Bei bekannten Hunden ist es weiterhin problemlos. Während des 2. Trimesters wurde es kurz besser (da ging es mir auch einfach richtig gut). Seit unser Sohn da ist (09/22), wurde es gefühlt stetig etwas schlimmer. Es gibt inzwischen 4 Hunde im Ort, wo Lucky so stark in die Leine geht, abschnappt und droht, dass ich unseren Sohn im Kinderwagen stehen lassen musste weil Lucky mit seinen 35kg mit beiden Händen von mir weiter bewegt werden musste. Einmal erwischte er auch einen Hund am Ohr. Es ist kein echter Kampf, aber doch ernst gemeinte Drohungen. Faszinierend ist, gehen wir ohne Kind spazieren, sind selbst ausgeglichen und können uns ganz auf Lucky und unsere Umgebung konzentrieren, klappt es viel besser und er ist nahezu wie früher. Ich interpretiere, dass wir (vorwiegend ich) wieder authentischer und klarer führen müssen um unser Problem zu meistern. Aber mal ehrlich: Mit einem sehr aktiven Kleinkind habe ich nicht immer die Möglichkeit auch klar in der Führung für beide zu sein. Konzentriere ich mich auf den Hund, klettert das Kind ausm Buggy/ rennt weg, schreit o.ä. konzentriere ich mich auf das Kind, meint der Hund unklare Begegnungen klären zu müssen, Katzen zu jagen, Futterneid zu haben, oder sonst irgendwie aufzufallen. Manchmal denke ich schmunzelnd, ich habe zwei Kinder in der Autonomiephase ;-) Wir würden gerne ein zweites Kind haben wollen, aber an manchen Tagen frage ich mich wie ich den Alltag schwanger mit beiden bzw. später mit 2 Kindern und Hund meistern soll. Ich bin mir sicher dass wir unseren entspannten Hund auch in heiklen Situationen wieder bekommen werden, ich brauche gerade nur Tipps um aus unserer Spirale raus zu kommen. Noch weitere Infos: Ich denke dass er grundsätzlich seine Bedürfnisse weniger erfüllt bekommt. Kürzere Spaziergänge, dadurch auch weniger Hundekontakte. Ebenso weniger Exklusiv-Zeiten vor allem mit mir als Hauptbezugsperson. Vorher waren wir durch mein Beschäftigungsverbot nahezu immer zusammen. Sein Bedürfnis nach Entspannung ist wohl auch weniger gegeben da er mit Kleinkind zusammenlebt. Es gibt sein Körbchen als Ruhezone wo unser Sohn nicht ran darf. Da bin ich auch strikt hintendran dass das eingehalten wird. So richtig ruhen kann er aber nicht, selbst wenn wir das Haus verlassen. Manchmal wenn wir gehen jault er kurz anfänglich, trotz Signal-Wort "warte" was wir von Anfang an einführten dass er weiß, wir sind jetzt längerweg aber kommen wieder. Was nicht gut klappt ist, dass Lucky in Ruhe fressen kann weil unser Sohn manchmal mit dem Napf spielt wenn wir nicht aufpassen oder sogar sein Futter isst. Sollten wir das unterbinden? Gibt es Ideen? Gedanken zu Beschützerinstinkt und Bedürfnisbefriedigung? Zusammenleben aller? Vielen Dank fürs Lesen! ♡
Hallo Natalie, am besten wäre ein kompetenter Trainer, der zu euch nach Hause kommt. ich vermute, dass hier einiges am häuslichen Management verbessert werden kann. 1. Ja, euer Kind soll nicht mit dem Napf spielen oder gar das Hundefutter essen. Das sollte dich auch einfach umzusetzen sein. Lucky bekommt einen ruhigen Platz zu fressen und du sorgst dafür, dass euer Sohn in der Zeit woanders ist. Sobald Lucky fertig ist, nimmst du den Napf weg und gut ist. Du schreibst vorher selbst was von Futterneid beim Gassigehen. Da ist dann Kind als Konkurrenz beim Futter nicht hilfreich. Und irgendwann kann das auch mal gegen euren Sohn gehen. Ein Hund braucht keine 24/7 Futter zu freien Verfügung. 2. Ruhezone: super dass er seinen Ruheplatz hat. Da du sagst, dass er schlecht zur Ruhe kommt, Ruhe darf auch verordnet werden und du darfst ruhig den Mut haben Lucky häufiger auf seinen Platz zu verweisen und eben Ruhe verordnen. 3. Das Gassithema finde ich sehr schwierig. Ich würde dir hier wirklich eher dazu raten, nicht gemeinsam mit Kind und Hund rauszugehen. Und das ihr das zu zweit übt, einer nimmt den Hund und einer den Buggy. Dann kann sich einer erstmal auf Hund und einer auf Kind konzentrieren. Außerdem könnt ihr dann daran arbeiten, dass zwar das Kind dabei ist, aber der Fokus bei euch und nicht beim Kind liegt und sobald sich dieser ändert, korrigieren. Eventuell könnt ihr dann erstmal mit Abstand zum Buggy arbeiten und diesen dann langsam verkleinern bis hin zu du hast wieder Buggy und Hund und dein Mann ist nur noch unterstützend dabei, um dir den Tpcken freizuhalten, damit du Lucky korrigieren kannst, ohne dir Sorgen, um deinen Sohn zu machen. Und dann könnt ihr eben vielleicht auch wieder alleine zu 3. raus und unterwegs sein. Es ist aber wichtig, dass Lucky lernt, dass er nicht fürs Kind verantwortlich ist.
Vielleicht auch noch ein Hinweis: Überprüfe mal, wie sehr du euren Sohn behütest, wie schnell du dir Sorgen machst und wie du in stressigen Situationen reagierst. Vermutlich bestätigst du Lucky in seinem Verhalten, durch deinen Umgang mit eurem Sohn. Ich weiß, dass das von Außen immer so leicht gesagt ist. Da ich mich mit der Formulierung gerade schwer tue, versuche ich es mal mit einem Beispiel: „Kind klettert aus Buggy“ Wie reagierst du da? souverän, gestresst, besorgt, …? Einfach mal ein paar mögliche Szenarien: Kind klettert aus Buggy und - du reagierst ruhig und besonnen, Kinder machen das nun mal, ist in der Situation vielleicht unpassend und du bugsierst euren Sohn kommentarlos wieder in den Buggy —> wäre für Lucky leicht zu verstehen, du hast die Situation im Griff und er kann sich entspannen - du wirst hektisch, der Buggy könnte umkippen, euer Sohn sich verletzten, eventuell noch die Sorge, was macht Lucky jetzt gleich und schon merkt Lucky, dass du mit der Situation überfordert bist und wird in seinem Verhalten bestätigt - Lucky bestätigen würdest du auch, wenn du mit deinem Sohn diskutierst, weil du willst ihn nicht zwingen, er soll selbstbestimmt handeln können, eigene Entscheidungen treffen dürfen usw. —> für Lucky ist das unzuverlässig und du hast die Situation nicht unter Kontrolle oder du bist gestresst, weil das zum x-ten Mal passiert und du einfach nicht mehr kannst —> auch hier reagieren wir aus Hundesicht nicht konsequent und zu spontan. wie gesagt, nur ein Beispiel und kann bei euch auch völlig anders sein. Daher rate ich auch zum Trainer, der kann sich das live ansehen und dir Feedback geben und verschiedene Alltagssituationen dann auch korrekt beurteilen.
Hallo Nadine, Vielen Dank für deine zügigen Antworten und ehrlichen Sichtweisen. zu 1.) Lucky bekommt das Futter hingestellt und darf es nur auf Kommando fressen, nachdem er entspannt ruht und nicht bettelt. Er wartet bisher in einem anderen Raum als an dem Ort, wo der Napf steht. Das machten wir von Anfang an, also auch schon vor Kind so, und klappt sehr gut. Die räumliche Trennung könnten wir aber aus gegeben Anlass ändern, sodass unser Sohn keine Möglichkeit mehr hat hinzugehen. Manchmal habe ich die Tür verschlossen, was das Interesse vom Kind am Napf mehr weckte. Dann dachte ich dass ich unser Sohn mithelfen lasse bei der Fütterung sodass er das Interesse daran verliert (da nicht mehr das Verbotene), was auch etwas geholfen hat. Als Mama muss man sich ja manchmal ausprobieren ;-) 2.) Das würde ich tatsächlich sagen klappt sehr gut, also mit Ruhe verordnen und zurück ins Körbchen schicken. Beim Essen, wenn wir auf der Spielmatte sind oder wenn er anfängt mir im Haus nach zu laufen, wird er konsequent abgelegt was er dankbar annimmt. Es war eher darauf bezogen, wenn er alleine ist. Dann jault er kurz (laut Nachbarn etwa 10 Minuten) und findet erst dann zur Ruhe. Das hatten wir ihm als wir ihn neu bekommen hatten langsam abtrainiert (Zeiten langsam ausgedehnt, erst in der Garage, dann kurz weg, nicht reagieren/wieder kommen beim Jaulen usw). Sollten wir es wie damals wieder so machen und neu üben? zu 3.) Das ist auch einfach schwierig.. Gassigänge alleine mache ich immer wenn möglich, aber findet keine Regelmäßigkeit. Mein Mann geht zweimal am Tag mit ihm alleine und dennoch sind da diese Hunde ein Problem. Ich versuche schon länger mit meinem Mann eine für uns passende Lösung zu finden, bisher scheiterte es. Deinen Nachtrag trifft es auf meine Situation vermutlich genau. Ich würde nur nicht sagen die Sorgen und das Behüten des Kindes, sondern den Stress den man manchmal im Alltag hat: Pünktlich zur Verabredung zu kommen, schnell nach Hause gehen weil es schon längst Schlafenszeit ist etc. Auch deine Infos bzgl Diskussion/ Kompromissfindung mit Kind finde ich super spannend und passt. Das würde auch erklären warum es ja nicht immer so ist [habe euch natürlich die Extremsituationen geschildert]. Nur sich einzureden nicht gestresst zu sein, hilft halt auch nicht. Auch sind Diskussionen für mich mit Kind in Ordnung und dürfen ja sein. Aber wie vermittle ich das dem Hund? Absetzen währenddessen? Vermutlich wäre es dann leichter lieber ohne Hund raus zu gehen, als gestresst mit Hund? Klingt zumindest für mich logisch. Gleichzeitig denke ich dass Lucky dann auf Dauer zu kurz kommt. Und so kommt mir gerade ein neuer Gedanke, dass mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber vielleicht auch hinderlich ist und für Unklarheit bei ihn sorgt! Zumindest kenne ich das aus meiner Arbeit mit Familien so ;-) Bezüglich Trainer: Mein Mann sieht die Notwendigkeit nicht da es ja meistens gut händelbar ist. Ich sorge mich jedoch im Hinblick auf die Entwicklung und vor dem was in unserem Alltag noch kommt. Wo finde ich denn Informationen zu DU Trainer in der Nähe, wie das ablaufen würde?
Hallo Natalie, 1. vielleicht kannst du ihn in dieser Situation etwas begrenzen um zu sagen “ich regele das, nicht du“. Er muss unbedingt verstehen, dass er dein Kind nicht beschützen muss, da du das tust. Klar ist ein Hund auch ein Beschützer, aber das ist viel zu extrem. 2. (zu 1) meiner Meinung nach wäre es notwendig, dass dein Mann dich begleitet. Dann kann er sich auf euren Hund konzentrieren und du auf euren Sohn. Dann wechselt ihr wieder usw. Ich finde es schon notwendig, dass er auf euren Spaziergängen mit Kinderwagen dabei ist, da er ja genau das lernen soll. Dann zu 3. kommt euer Hund auch auf seine (Kuschel)Kosten. Auch zuhause sollte dein Mann ( falls noch nicht geschehen) mithelfen und eben in solchen Situationen wie Kind und Hund gleichzeitig Händeln zu müssen. Natürlich wäre es spitze, wenn du das alles selbst regeln kannst, aber manchmal ist das einfach nicht möglich. 4. ich würde ihm vielleicht einen zweiten Schlafplatz anbieten/einrichten. Wir haben einmal sein Körpchen im Wohnzimmer/Esszimmer, da wir uns dort am meisten aufhalten. Alternativ haben wir noch eine Decke im Arbeitszimmer, sollte er sich mal zurückziehen wollen. Zum Beispiel wenn Besuch da ist und es ihm zu laut wird. Grenzt ihr zuhause einige Räume Körpersprachlich ab, in die er nicht rein darf? Bei uns ist es das Badezimmer, die Küche und wir haben auch einen offenen Raum geteilt den er nur auf Signal betreten darf.
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