Anja
28.6.2022 um 08:07Uhr

Grenzen setzen

Hallo ihr lieben! Wir haben eine Herausforderung mit unserem Mischlingshund Henry. Er ist 4 1/2 Monate alt und seit seiner 11. Woche bei uns. Seine Eltern sind ein Rhodesian Ridgeback und ein Jämthund. Wir haben hier den Welpenkurs angeschaut und versucht umzusetzen. Bei dem Boxentraining fing es an: Er hat schon vor seinem Einzug hier die Box kennengelernt und schien sich darin auch wohl und sicher zu fühlen. Bei geschlossener Tür ruhig zu liegen und zu schlafen war und ist kein Problem. Als ich aber versucht habe ihn körpersprachlich daran zu hindern bei offener Tür hinaus zu kommen ist er völlig abgedreht. Er hat sich mit Gebellt und Geknurre mir entgegen gestellt und hat sich nicht von mir stoppen lassen. Da war er 12 Wochen alt. Wie gesagt bei geschlossener Tür alles ruhig und entspannt. Die nächste Herausforderung ist, das er schnappt und beißt. Haben versucht die Beisshemmung zu trainieren und mit AU und nachfolgendem ignorieren ging das zunächst bei mir Recht gut. Aber bei meiner Tochter (12Jahre) funktioniert das überhaupt nicht. Er hält nicht Mal inne. Und wenn ich dazwischen gehe knurrt und bellt er mich an. Er lässt sich weder durch ein gesprochenes Nein (ja, haben wir versucht ihm beizubringen über Leckerlis und Impulskontrolle) und erst Recht nicht durch meine Körpersprache bremsen. Das einzige was funktioniert sind Ablenkungsmanöver mit Sitz, Hier, Leckerlis und Spiel. Aber halt leider nicht immer und unmittelbar. Jedesmal wenn ich etwas strenger dazwischen gehen muss scheint er mir das lange Nachzutragen, d.h. auch wenn ich nur ganz sanft und kurz Versuche ihn zu begrenzen reagiert er mit Gebellt und wird wild. Ich habe auch mehrfach versucht nach Anleitung aus Daniels Video in einer ruhigen Situation den Druckpunkt zu finden. Egal was ich mache, Henry ignoriert es zunächst und kippt dann von jetzt auf gleich, d.h. er bellt mich an und versucht auch zu schnappen. Alles was wir mit Leckerlis trainieren klappt super solange er weiss, dass ich Leckerlis (oder Spielzeug) greifbar habe. Ohne reagiert er gefühlt immer weniger. Nicht Mal mehr Sitz in der Stube ohne Ablenkung funktioniert sicher! Ich muss gestehen, ich bin ratlos und fühle mich überfordert. Wie soll ich diesem Energiebündel denn Einhalt Gebieten ohne den ganzen Tag wie eine Futtertüte rumzulaufen? Henry ist nicht mein erster Hund, aber der erste wo Ridgeback mit drin ist. Ich habe bei keinem anderen Hund jemals erlebt dass das Grenzen setzen in solchen Konflikten ausufert. Hoffe ihr könnt mir weiter helfen was ich versuchen kann. Ja, ich habe überlegt mir eine Privatstunde beim Hundetrainer zu buchen, aber ich wohne in Norwegen. Hier ist im Sommer das Angebot sehr begrenzt und ich möchte diese Situation nicht bis in den September so weiter laufen lassen. Und ja, wir waren in der Hundeschule / Welpenkurs hier vor Ort und dort war er einfach nur super, d.h. er war mit Begeisterung dabei und hat auf meine leiseste Anfrage bei allem super mitgemacht...

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Oliver
28.6.2022 um 09:19Uhr

Hallo Anja, Problem denke ich ist, das er mit seiner Art euren Kommandos entgegenzutreten Erfolg hat. Hört sich so an als ob ihr abbrecht wenn er anfängt zu eskalieren.Das merkt sich ein Hund ziemlich schnell und das ist nicht Rassespezifisch. Ohne Vorwurf habt Ihr wahrscheinlich ein paar Sachen in der Anfangsphase laufen lassen die jetzt natürlich etwas schwerer zu beheben sind. Erstmal sollte die Tür zur Box immer offen sein! Box oder Decke sind Orte der Ruhe und Entspannung und sollten stets positiv verknüpft sein. so, was würde ich machen: Erstmal Hausleine dran! wann immer er sich daneben benimmt, wortlos nehmen und auf die Decke Box legen.zur Not wird er dort am Anfang noch festgemacht bis er sich beruhigt.quengeln egal in welcher Form wird komplett ignoriert! sobald er Ruhe gibt loben aber noch eine Weile auf der Decke lassen. Kommandos werden nie vom Hund aufgelöst! wenn du Sitz sagst dann bleibt er solange sitzen bis du was anderes sagst. ansonsten alles mal Checken, Futterritual Leinenführigkeit etc. Hundetrainer würde ich auf jeden Fall dazunehmen, vor allem weil ihr glaube ich Defizite in der Körpersprachlichen Kommunikation habt. viel mehr kann man aus der Ferne glaube ich nicht dazu sagen da sollte schon jemand draufschauen der da echt Plan von hat.Lieber jetzt einmal investieren als wenn ihr da jetzt ne Weile dran rumdoktert und es eventuell schlimmer wird Lg Oliver

Barbara
28.6.2022 um 09:42Uhr

Hallöchen Anja, ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Ich stehe nicht auf Leckerchen um Alltagstraining. Das Problem dabei ist, dass die schnell lernen, es gibt Leckerchen und gehen in die Erwartungshaltung. Gibt es kein Leckerchen ist der Frust groß. Beispiel: Wenn Du körpersprachlich eingrenzen und der Hund nimmt sich zurück, heben ich als,Belohnung meine klrpeesprachliche Eingrenzung auf und sage was nettes mit netter und ruhiger Stimme. Ein Leckerchen wäre hier nicht angebracht, da ihr in einer gemeinsamen Kommunikation seid. Hunde untereinander verteilen auch keine Leckerchen 😉. Anders verhält es sich, wenn ich z. B. einen Trick beibringen möcht. Den Trick baut man auf und wenn der Hund ein für den Trick nötiges Verhalten zeigt, dann kann ich das mit einem Leckerchen verstärken. Aber ... Die Leckerchen müssen auch wieder abgebaut werden. Ich hoffe, Du kannst den Unterschied erkennen. Zum Abbruchsignal. Das muss sauber antrainiert werden und da wird nicht mit Leckerchen als Belohnung gearbeitet. DU erwartest das vom Hund. Bricht er die unerwünschte Handlung ab, kannst Du ihm eine gut sitzende Aufgabe geben und diese dann mit Leckerchen, spielen ... belohnen. Darüber hinaus sollten Futter und Spielzeug (Ressourcen) nicht zur freien Verfügung stehen. DU bestimmst, wann es was zu fressen gibt und wann gespielt wird. DU beginnst das Spiel und DU beendest es auch! Ich weiß, es hört sich streng an, aber klare Regeln die IMMER gelten, sind fair und der Hund kann sich darauf verlassen. Da muss nichts mehr hinterfragt werden. In der Pubertät kommt das noch mal vor, bleibt man aber bei seiner klaren Linie, ist das Thema schnell vom Tisch. Grüße mir Norwegen ❤️

Anja
28.6.2022 um 10:21Uhr

Hallo Oliver, vielen Dank für deine Antwort! Ja, Henry hat leider definitiv mitbekommen, dass er mit seinem Verhalten durchkommt! Für mich war nach den ersten missglückten Versuchen die Deeskalation im Vordergrund. Das mit der Hausleine werde ich ausprobieren. Kommandos auflösen hat bei uns auch noch Verbesserungspotential. Abwarten bis ich Essen oder Spielzeug freigebe oder dass ich zuerst durch die Tür raus gehe akzeptiert er merkwürdiger Weise gut. Aber Sitz oder Platz funktionieren oft nur für gefühlte Millisekunden.

Anja
28.6.2022 um 10:41Uhr

Hallo Barbara, vielen Dank für deine Antwort! Mir ist klar, dass Leckerlis als einzige akzeptierte Belohnung problematisch sind. Deswegen will ich das ja ändern. Und genau dabei gibt es die Probleme. Beispiel: Ich setze eine körpersprachliche Grenze. Henry reagiert nicht. Ich bewege mich weiter auf ihn zu und die Situation eskaliert. Ich komme gar nicht so weit, dass ich wieder Druck rausnehmen kann und loben kann weil er die Grenze verstanden und akzeptiert hat. Beim Nein - Einüben habe ich natürlich mit Belohnung gearbeitet sobald er das Verhalten beendet hat und statt dessen das getan hat was er als Alternative hatte. Also zum Beispiel er springt meine Tochter an, ich sage Nein und rufe ihn in dem Augenblick wo ich seine Aufmerksamkeit bekomme zu mir. Er bekommt die Belohnung fürs zu mir kommen. Denkst du ich sollte hier etwas anderes machen? Futter und Spielzeuge verwalte ich, ebenso bin ich derjenige, der zum Spiel auffordert und es auch beendet. Raus gehen initiiere ich in der Regel, aber wenn er for der Tür steht und fiept, dann ist schon klar, dass ich mit ihm auf seinen Wunsch hin raus gehe, auch wenn's nur kurz nach dem letzten Spaziergang ist. (Er ist seit einiger Zeit stubenrein und das soll auch so bleiben) Nein, mein Hauptproblem ist wirklich das unsere Kommunikationsversuche in Eskalation ausarten.

Manuela
28.6.2022 um 11:27Uhr

Hallo Anja, wenn er nur bei begrenzender Körpersprache eskaliert, könnte es daran liegen, dass du darin noch nicht klar genug bist. Wir Menschen müssen das halt wirklich erst üben. Ich würde das Begrenzen vorerst mit Hilfe der Hausleine machen. Dann würde ich mal mit positiven körpersprachlichen Gesten starten, das zu üben. Also nach dem Sitz die Auflösung , das Einladen zu dir hin oder das Einladen zum Mitkommen. Die Gesten kannst du in den Videos von Daniel gut erkennen. Damit kannst du dann erstmal ohne Eskalationsgsfahr erkennen, ob du das richtig machst. Dann langsam dosiert die begrenzenden Gesten dazu nehmen. Ich würde da auch nicht gleich mit dem Druckpunkt starten, versuch doch erstmal, wenn der Hund neben dir läuft, ihn durch reindrehen anzuhalten.

Anja
28.6.2022 um 11:50Uhr

Hallo Manuela, das ist eine gute Idee über positive Signale anzufangen. Hausleine steht auch auf jeden Fall auf unserer Liste. Reindrehen beim Spaziergang habe ich versucht mit dem Resultat das Henry bellt, rumspringt, in die Leine beißt... Vielleicht bin ich da zu schnell gewesen und habe zu viel von ihm erwartet.

Manuela
28.6.2022 um 15:35Uhr

Du kannst die Situationen auch mal filmen und dann in Zeitlupe ansehen. Da kann man viel besser die Reaktion sehen als in Echtzeit. Wir hatte auch so ein Aha Erlebnis, als wir unseren Vegas mal gefilmt haben. Die Trainerin hatte gesagt, wir sollten statt Leckerchen zu geben lieber streicheln. Erst auf dem Video konnte man dann sehen, dass das dem Hund unangenehm war-…toller Tip 🙈

Anja
28.6.2022 um 15:48Uhr

Oh, ja! Habe berufliche mit Marte Nei Methode gearbeitet. Dabei filmt und analysiert man Interaktion mit Kindern, Menschen mit Behinderungen oder mit Demenz. Fokus liegt dort auf dem: "Was funktioniert?!" Wäre aber von alleine nicht auf die Idee gekommen das hier in der Situation anzuwenden. Danke für den Tipp!

Nadine
29.6.2022 um 07:13Uhr

Euer Hauptproblem ist, dass ihr bislang nur sehr wenige Grenzen tatsächlich gesetzt habt und der Rest, so wie es sich liest, eben eher als Option gegeben wurde. Ich weiß nicht, wie ihr aufs Futter warten trainiert habt, aber der Klassiker ist ja, Hund wartet nicht, Napf ist weg. Beim wer geht zuerst durch die Tür kann man auch super die Tür einfach zulassen, solange der Hund drängelt. Die Tür ist starr. Auch bei der geschlossenen Box ist das ähnlich. Jetzt schreibst du, dass er sich bei offener Tür der Box nicht blocken lässt. Reflektiere doch mal genau dein Verhalten in dem Moment. Du sagst, du wolltest deeskalieren. Heißt für mich, du wolltest den Konflikt mit deinem Welpen nicht austragen. Das ist aber Bullshit, wenn man Grenzen setzen will. So lernt dein Hund nur, dass du dem Konflikt ausweichst, dich da nicht durchsetzt und er Grenzen nicht akzeptieren muss. Man könnte bei dem Beispiel sogar in Frage stellen, ob er Box mit geschlossener Tür wirklich akzeptiert oder schlau genug ist, zu wissen, dass Randale da gerade sowieso nichts bringt. Ganz wichtig ist, dass eben eine Grenze dann auch durchgesetzt wird. Natürlich soll es da keine Verletzten geben, aber wenn er sich aufregt, dann ist das erstmal so. Da musst du dann den längeren Atem haben und trotzdem drauf bestehen. Es ist natürlich sinnvoll mal deine Körpersprache zu überprüfen. Aber du hast einfach schon das Problem, dass er aufgrund deines deeskalierenden Verhaltens, gelernt hat, dass deine Körpersprache kaum Bedeutung hat. Und du dich als Mensch einfach merkwürdig verhältst. Das hat nichts mit Ridgeback zu tun. Gibt es eigentlich bei jedem Nein gleich eine Art Alternative oder muss er etwas auch einfach mal einfach nur abbrechen? Zum Auflösen der Kommandos noch: Da musst du eben schauen. Prinzipiell soll er die natürlich nicht selbst auflösen. Nun waren deine Beispiele hier Sitz und Platz. Da könnte der Ridgeback jetzt schon eine Rolle spielen. Die sind Frostbeulen und in Norwegen ist es jetzt nicht ständig super warm. Gerade draußen könnte ihm das ohne Decke schnell zu kalt sein. Da gilt dann, ja du löst auf, aber sorge auch dafür, dass es für ihn angenehm ist Sitz/Platz länger zu machen.

Tjitske
3.7.2022 um 10:51Uhr

Hallo Anja, wir hatten auch Mal ein Hund (07.2015 verstorben) die meinte der Chef in Haus zu werden. Unsere Hundentrainer meinte damals denn Hund auf den Rücken werfen, über ihm stehen und böse zusprechen.... hat es nur schlimmer gemacht. Er versucht der Herr des Hauses zu werden. Dies haben wir unterbrochen durch einen "Neustart" zu machen. Bedeutet: 1. Woche, nur das essen aus der Hand, in kleine porties, 4 Mal am Tag.(wieso? "Der Hand die dich füttert, beißt du nicht) 2. Woche, erst wenn er macht was du möchtest, bekommt er Essen. dies machst du 2 Wochen lang in Haus, danach auch außerhalb dein Haus. Dies hört sich hart an, ist es aber nicht. Du lässt ihm ja nicht verhungern. Und trinken soll immer verfügbar sein. Kommando gut ausgeführt= Lob innerhalb von eine Sekunde mit Stimme/Clicker, danach innerhalb von eine Sekunde Essen (1 Hand vol), danach kurtz streicheln (wenn er keine streicheln mach, las man dies weg und übt dies separat in einem Training.) Das wichtige beim Trainen ist immer deine Eindeutigkeit. z.b. meine Kommandos: Bah= las dein Mund davon, das ist nicht gut für dich. Voei = das was du machst, ist nicht gut aber du kannst dich noch verbessern. (z.b. beim anknabbern Möbeln) Nein! = jetzt hast du mich böse gemacht und bekommst eine Weile keine Aufmerksamkeit mehr (z.b. im Haus Geschäft machen) Psst (mit Fingerknipps)= nicht bellen, alles ist gut, ich habe es auch gesehen. und/oder Knurr mir nicht an, ich bestimme hier. Super! = das hast du gut gemacht, ich bin Stolz auf dich. Ich hoffe du hast hiermit genau so viel Erfolg als wir.

Charlotte
13.8.2022 um 13:31Uhr

Dem schließe ich mich an. Eine Ergänzung: Wird es im Welpentraining (das der Doguniversity kenne ich nicht) mit dem körpersprachlichen begrenzen auch mit einer Bix gezeigt? Oder nur mit einer Decke? Ansonsten würde ich das selbe nochmal mit einer Decke versuchen, den Hund körpsersprachlich in die Box zu „drücke „ empfinde ich als ungeschickt :-)

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